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Spanisches Bauern-Omelett

Sonntag, 18. September 2011 20:50

Liebe Andrea,

es gibt Dinge, vor allem aus dem Bereich Essen und Trinken, die hören sich in anderen Sprachen einfach mehr sexy an. Pino Griggio ist so ein Beispiel. Das deutsche Pendant hat in jüngerer Vergangegenheit in Sachen Qualität zwar vom einen oder anderen Winzer Pluspunkte erhalten, das schnöde Wort Grauburgunder hat rein phnonetisch gegen den Griggio jedoch wenig entgegenzusetzen. Gleiche Zutat, andere Bezeichnung also. Denken wir bei Zwiebeln, Kartoffel und Eiern an die deutsche Küche wird schnell ein Bauernomelett draus. Mit den gleichen Zutaten jedoch lässt sich aber auch eine veritable

Tortilla Espanol

herstellen, quasi ein spanisches Kartoffel-Omelett. Dazu nehme ich immer halb soviel Zwiebeln wie Kartoffeln. Die Zwiebeln schäle und halbiere ich, dann schneide ich jede Hälfte in 3-4 Streifen. Die geschälten Kartoffeln schneide ich in streichholzdicke Scheiben.
Kartoffelscheiben und Zwiebelstreifen schwitze ich dann unter stetem Rühren mit ausreichend Olivenöl und bei moderater Hitze in einer Pfanne an. Das nimmt ca. 15-20 Minuten in Anspruch. Der Pfanneninhalt darf dabei eine sanfte Bräune annehmen und die Kartoffeln ungefähr al dente werden. In der Zwischenzeit habe ich 3-4 Eier verquirlt und ordentlich mit Salz und Pfeffer gewürzt. Nun kommt der Punkt, an dem Bauern-Omelett und Tortilla Espagnol getrennte Wege gehen: Denn der Pfanneninhalt kommt in die Rührschüssel zu den Eiern und wird dort solange vermengt, bis Kartoffeln und Zwiebeln gleichmässig mit Ei überzogen sind. Danach kommt die Eier-Kartoffel-Zwiebel-Mischung zurück in die Pfanne, in der alles bei sanfter Hitze stocken darf. Jetzt folgt ein mitunter waghalsiges Wendemannöver, bei dem die Tortilla gewendet werden muss. Am praktikabelsten für mich hat sich bislang immer noch ein großer Teller erwiesen, der auf die gestockte Masse gelegt wird. Nun halte ich die Hand mit einem Küchenhandschuh flach über den Teller und wende die komplette Pfanne. In der Regel kann die halbfertige Tortilla darauf dann am Stück und in einem Rutsch zurück in die Pfanne gleiten und bei unverändert milder Hitze fertiggaren.



Zu Zeiten, in denen ich noch unbewußter zu Fleischfertigprodukten griff, schmeckte mir Kesselsülze mit reichlich Remouladen-Sauce hervorragend zur Tortilla (und kommt diese aus „guter“ Produktion, mundet mir dieses deutsch-spanische Cross-Over natürlich auch noch heute). Heuer jedoch tut es ein grüner Salat auch. Oder wir genießen die Tortilla wie diesmal ganz pur, so wie sie ist. Als Tapas oder Hauptgericht, Hauptsache: lecker!

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So schmeckt der Sommer (Reprise)

Mittwoch, 24. August 2011 13:06

Liebe Andrea,

der Sommer an sich hat ja die verschiedensten Geschmacksrichtungen – und damit meine ich nun nicht die Speisekarte eines italienischen Eis-Cafés! Jeder hat seinen eigenen Sommergeschmack. Und jedem schmeckt auch der Sommer anders. Was dem einen zu heiß ist dem anderen zu kalt, die einen (Bauern!) wünschen sich mehr Regen, dem anderen ist’s zu schwül. Auch, wenn es DAS Patentrezept für den Sommer nicht gibt, so bieten sich doch immer wieder die einen oder anderen Lösungsvorschläge an, einen heißen Sommertag kulinarisch auszuläuten. Einer davon ist:

Melanzane alla parmigiana

Inspirierend für meine Variante war ein Rezept der Kochgemeinschaft Meuth-Neuner-Duttenhofer und eins kann ich an dieser Stelle vorwegschicken: es wurde richtig lecker!

Spannend fand ich den Tipp, die sonst so nach Bratöl durstenden Auberginen in 1 cm dicke Scheiben zu schneiden, beidseitig mit Olivenöl zu bepinseln und 15 Minuten im auf 200° C vorgeheizten Ofen vorzugaren. Die Scheiben meiner 2 Riesen-Auberginen passten prima nebeneinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech.

Bereits im Vorfeld hatte ich ein Tomatensugo aufgesetzt. Dazu habe 3 kleine Zwiebeln gewürfelt und in Olivenöl angeschwitzt, dann ca. 4 EL Tomatenmark kurz mitschmurgeln lassen und darauf 500 ml passierte Dosentomaten sowie 200 ml Wasser dazugegeben. Alles mit 2 TL Zucker gewürzt und auf allerkleinster Stufe ca. zwei Stunden vor sich hinblubbern lassen. Zum Schluss hin musste ich mit etwas Wasser (insgesamt ca. 300 ml) nachhelfen, damit das alles nicht zu breiig wurde und habe mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.

Nachdem die Auberginenscheiben im Ofen vorgegart und etwas abgekühlt waren, habe ich eine Auflaufform mit Olivenöl ausgepinselt und die Auberginenscheiben nebeneinander hineingelegt, erst an dieser Stelle mit Salz und Pfeffer gewürzt, ordentlich mit geriebenem Parmesankäse bestreut, mit 125 g Mozzarella in dünnen Scheiben belegt und mit dem Tomatensugo bestrichen. Bevor die zweite Schicht nach dem gleichen Schema folgte, kam noch eine Zwischenetage frischer Kräuter zum Einsatz. Da mir kein Basilikum in ausreichender Menge zur Verfügung stand, nahm ich einen Beutel TK-Kräuter nebst getrocknetem Thymian und Salbei zur Hand. Zum Abschluss kamen oben nochmals ordentlich Parmesan und zwei Handvoll Semmelbrösel drauf, alles ein wenig beträufelt mit Olivenöl.



Dann ging’s für die Form bei 200° C für 40 Minuten in den Ofen, bevor wir – im Garten sitzend – unser Stück vom Sommer genießen konnten. Diese geschmackvolle Momentaufnahme vom Sommerglück perfekt machten dann frisches Brot, kühler Rosé und eine laue Sommernacht…

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Alles Käse?

Mittwoch, 27. Juli 2011 11:35

Lieber Christoph,

es war mal wieder Zeit für Küchenexperimente. Meine Liste der selbst hergestellten Köstlichkeiten erweiterte ich diesmal um

Frischkäse

Käse wollte ich schon immer einmal selber machen und in dem wunderbaren Buch Küchenglück fand ich ein einfaches Rezept hierfür. Laut Buch sollen gleich vier Liter Milch verarbeitet werden, aber das Risiko war mir einfach zu groß, so dass ich das Rezept entsprechend angepasst habe.

Ein Liter Bio-Vollmilch sollte erst mal ausreichen. Den habe ich zusammen mit 150 g Sahne langsam auf 85 °C erhitzt. Mein Bratenthermometer – quer über dem Topf auf einer Krücke aus zwei chinesischen Essstäbchen geparkt – leistete mir hier gute Überwachungsdienste. Die Milch wird, wenn sie die Temperatur erreicht hat, vom Feuer genommen und 40 ml Weißweinessig und 1/4 TL Fleur de Sel werden untergerührt.

Umgehend bilden sich Flocken, weil das Eiweiß in der Milch durch die Säure des Essigs gerinnt. Nun muss man rühren, rühren und rühren und schließlich den Topf für zwei Stunden, mit einem Tuch abgedeckt, vergessen. Zwischendurch habe ich in den Topf gelinst, aber der entstandene Käsebruch sah leider kein bisschen so aus wie auf den Rezeptfotos. Hm, abwarten.



Nach zwei Stunden oder etwas mehr habe ich den Käsebruch abgeseiht. Ich legte eine Stoffwindel – die natürlich extra für diesen Zweck angeschafft wurde und die nie ihrem eigentlichen Verwendungszweck zugeführt worden war – über einen Durchschlag und ließ den Topfinhalt durchlaufen. Und, tadah, Käsemasse blieb übrig, als die Molke abgeflossen war. Dann habe ich das Tuch zusammengedreht und die restliche Molke so weit wie möglich aus der Käsemasse gepresst. Übrig blieb ein mozzarellakugelgroßes Käsebällchen, das ganz wunderbar duftete und schmeckte.

Als ich den Käse später in herzhaft und süß auf Brot probierte, stellte ich fest, dass er noch einen Tick mehr Salz hätte vertragen können. Daher habe ich ihn in einer Tomatensuppe weiterverarbeitet, da konnte ich ausreichend nachwürzen. Ein schönes Experiment, einfach zu machen und mit gutem Ergebnis.

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So schmeckt der Sommer

Montag, 25. Juli 2011 11:53

Lieber Christoph,

ich finde es immer wieder schön, wenn wir ohne Absprache und eher zufällig eine Küchenanalogie auf die Beine stellen. Denn wie Du hatte ich gestern den Gedanken, dass man bei einem derartigen Nicht-Sommerwetter auf etwas Süßes für Herz und Seele zurückgreifen sollte. Bei Dir war’s die Pfanne, bei mir der Backofen, und ich holte mir mit

Lavendel-Madeleines

ein wenig Provence-Sommer-warm-schön-duftig-Gefühl ins Haus.

Hierfür ließ ich ca. 100 g Butter auf kleinster Flamme schmelzen. 2 EL getrocknete Lavendelblüten – gemörsert und in einen Teefilter aus Papier gefüllt – nahmen für gut 20 Minuten ein Bad in der flüssigen Butter und gaben so ihr Aroma ab.

In der Zwischenzeit schlug ich ein Ei mit 50 g Zucker in der Küchenmaschine schaumig auf, bevor die etwas abgekühlte Butter untergerührt wurde. 100 g Mehl und 25 g Speisestärke wurden untergerührt, sowie ein Spritzer Rosenwasser.



Den Teig habe ich dann mit zwei Teelöffeln in die Madeleines-Form (aka Bärentatzen) gefüllt, die ich vorher mit etwas von der Lavendelbutter gefettet hatte. 12 Minuten bei 190 ° und noch einmal fünf Minuten bei 220 ° reichten aus, um herrlich zart duftende Kekse zu produzieren. Die ganze Wohnung roch kurz nach Lavendel – und damit nach Sommer. Wunderbar!

Während die Kekse abkühlten, habe ich einen kurzen Marsch durch den Dauerregen gemacht,  so dass ich mir Tee und Kekse auf dem Sofa wirklich verdient hatte.

Lavendelblüten bekommt man in der Apotheke (teuer) oder mit etwas Glück im türkischen Deli.

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Die süßen Seiten eines kühlen Julitages

Montag, 25. Juli 2011 10:51

Liebe Andrea,

einmal mehr stand das Wetter Pate bei dem vorliegenden Küchenmonolog. Denn wenn die Temperaturen an einem Sonntag im zweiten Julidrittel nur mit äußerster Mühe die 16-Grad-Grenze erklimmen, bedarf es gezielter Gegenmaßnahmen. Und diese fruchteten bei uns in Form von

Kaiserschmarrn

Die österreichische Küche ist ja reich an wohlschmeckenden und wohltuenden Mehlspeisen. Ob die dort wohl auch so mieses Wetter haben? Egal, aber so eine Süßspeise lässt die äußeren (Witterungs-)Umstände schnell vergessen.

Für den Teig habe ich erst einmal 4 Eier in weiß und gelb getrennt. Die Eigelbe habe ich mit 30 g Zucker, 1 Tüte Vanillezucker, 110 g Mehl (mehr hatte ich nicht mehr) und 250 ml Milch schaumig gerührt. Danach wurde das Eiweiß mit 1 Prise Salz sowie 1 TL Zucker steif gequirlt und vorsichtig unter die Eigelbmasse gerührt. Nirgendwo bei meiner vorherigen Rezeptrecherche fand ich einen Hinweis darauf, dass der Teig erst einmal in Ruhe vor hin gehen solle – also habe ich gleich weitergemacht und in einer großen beschichteten Pfanne ein großes Stück Salzbutter aufgeschäumt.

Auch war mir nicht danach, nun Kaiserschwarrn portionsweise zuzubereiten. So kam die komplette Teigmasse in die Pfanne, durfte bei mittlerer Hitze sanft stocken und auf der Unterseite gold-braun werden. Mit einem Pfannenwender teilte ich hernach den Teigfladen in vier Stücke und wendete diese. Als auch deren Unterseiten goldig wurden, fuhr ich mit dem spitzen Ende des Teigschabers so lang durch die Pfanne, bis ich lauter daumengroße Stücke vor mir in der Pfanne liegen hatte. Diese schwenkte ich noch ein wenig hin und her und verteilte den kaiserlichen Schmarrn auf Teller. Noch schnell ein paar süße Erdbeeren zur Garnitur bereitgelegt und alles mit ordentlich viel Puderzucker besiebt.



Nebenher gab’s am Tisch dann auch noch Apfelmus dazu, was sehr gut passte. Und gegen Ende des Tellers war das bis dato vorherrschende Wetterthema weit weg und nur noch Nebensache.

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Korbblütler mit Herz

Sonntag, 24. Juli 2011 11:02

Liebe Andrea,

Gemüse ist ja manchmal so gesund, dass man es auch fertig als Dragee kaufen kann. Der Knoblauch beispielsweise zählt dazu, die Artischocke auch. Gut, beim Knoblauch mag man vielleicht eine Pille dem Biss in eine Knolle noch vorziehen wollen, bei der Artischocke macht die Zubereitung kaum Arbeit und das Essen so viel Freude, dass ich hier immer zum Original greife. Wie sonst könnte man sonst einmal in den freudigen Genuß von

Artischocke mit Vinaigrette

kommen? Bei Artischocken denke ich immer gleich an die großen, ausgewachsenen Exemplare und nicht die häufig halbierten und in allen möglichen Zubereitungsformen beim Italiener angebotenen Kleinteile.

Pro Person gibt es eine komplette Artischocke. Vorbereitend schneide ich allen Blättern ihre Spitzen mit der Küchenschere ab, kappe die obere Spitze mit einem scharfen Messer und entferne den dunkelgrünen Strunk so nah wie möglich an seinem Ansatz. Nach der gründlichen Reinigung unter fließendem Wasser werden die Artischocken nebeneinander so in einem Topf gesetzt, dass sie beim späteren Kochen nicht umfallen. Nun kommt Wasser in den Topf, das ca. 1/3 der Artischocken von unten bedeckt. Das Wasser salze ich und begieße die Artischocken mit dem Saft von ca. 1 Zitrone. Danach kommt der Deckel halb auf den Topf und das Ganze darf nun ca. 30 Minuten bei guter Hitze vor sich hin kochen.

Zwischendurch geht es an die Vinaigrette: 1 EL Senf werden mit je 1 TL Rotweinessig und Walnussessig, Salz, schwarzer Pfeffer, 1 Prise Zucker und 1 feinstgewürfelten roten Zwiebel verquirlt. Unter Rühren mit dem Schneebesen kommt dann die mindestens doppelte Essigmenge Olivenöl – eher etwas mehr – dazu, bis alles schön geschmeidig ist. Zu gutem Schluß kommen frische (TK-)Kräuter nach Geschmack dazu. Abschmecken – und der Dipp ist nun fertig.

Die Artischocken sind gar, wenn sich die äußersten Blätter ohne allzu große Anstrengung von der Basisstation rupfen lassen.



Serviert werden die Artischocken dann am Stück. Man zieht ein Blatt ab, dippt es in die Vinaigrette, steckt das Blattende in den Mund und zieht es zwischen den geschlossenen Vorderzähnen wieder raus. Wenn die Blätter und das wohlschmeckende Artischocken-Fleisch an deren Ende immer dünner werden hebt man diese Blätter samt dem dann erscheinenden Artischocken-Heu ab und es erscheint das, was man manchmal auch in Dosen abgepackt oder als Pizzabelag angeboten bekommt: der Artischocken-Boden. Dieser wird in Stücke geschnitten und ebenfalls mit Vinaigrette genossen.

Wer’s mag, kann übrigens auch eine feine Hollandaise als zusätzlichen Dipp bereitstellen. Jedenfalls kamen bei diesem Artischocken-Essen keinerlei Gedanken auf, dass irgendetwas fehlen würde, um von diesem Snack mit Herz lecker satt zu werden.

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Grundlegendes zu Nudeln – Pasta, meine Pasta (13)

Freitag, 22. Juli 2011 20:30

Liebe Andrea,

sicher: wir haben schon aufwendigere Sachen an dieser Stelle präsentiert. Aber gerade die vermeintlich einfachen Dinge im Leben haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich bzw. bedürfen eines entscheidenden Handgriffs, um so richtig gut zu werden. Nehmen wir doch zum Beispiel einmal die

Nudeln mit Tomatensauce

Ein banal erscheinendes Gericht, doch entweder viel zu selten gekocht geschweige denn aus selbst zubereiteten Komponenten zusammengestellt. Ich meine damit in erster Linie fertige Saucen, denn an selbstgemachte Pasta werden wir uns ja erst noch einmal richtig rantrauen. Außerdem soll’s ja schnell gehen – und da darf man auch mal zu den getrockneten Fertigprodukten seines Lieblings-Pasta-Dealers greifen.

Die selbstgemachte Tomatensauce braucht noch nicht einmal viel Zeit, man kann sie jedoch lange vor sich hin köcheln lassen, was dem Geschmack in der Regel nur zuträglich ist. Zuerst einmal werden Zwiebeln, halbiert und in grobe Teile geschnitten, in einem Topf, der für späteres Füllvolumen geeignet ist, in ordentlich Olivenöl bei moderater Hitze angeschwitzt. Als nächstes kommen 1-3 EL Tomatenmark mit in den Topf und werden kurz mitgeschwitzt. Tja, und dann kommen (gute!) Dosentomaten dazu. In welchem Zustand, ob am Stück und geschält, ob stückig oder bereits zu Mus verarbeitet ist relativ gleich – schlägt sich jedoch gegebenenfalls auf die Kochzeit nieder.
Die Tomaten am Stück beispielsweise kann man und theoretisch drei Stunden auf kleinster Flamme vor sich atomisieren lassen. Wichtig ist vielleicht das Würzen: ich nehme lediglich 1-2 TL Zucker, sonst nichts. Da ja alles vor sich hin (ein)kocht, salze und pfeffere ich erst ganz zum Schluss. Zurück jedoch zum Thema „Schnell muss es gehen“. Bei der Verwendung von stückigen Tomaten lasse ich die Sauce mindestens 15-20 Minuten sanft vor sich hinblubbern; auch aus dem Grund, damit der Topf nicht auf Ätnas Spuren wandelt und immer neue Eruptionen die Küche farblich neu gestalten. Dann ziehe ich den Topf vom Herd und den Stabmixer hervor. Mit dem Mixer wird der Sauce nun so lange zugesetzt, bis sich alles vorher (noch) Feste verflüssigt hat. Wunder der Metamorphose: die vorher recht dunkelrote Sauce wird hellrot; dafür zeichnen die pürierten Tomatenkerne verantwortlich.
Je nachdem, ob die Sauce dann sofort oder später verwendet wird, kann nun abgeschmeckt werden. In der Regel sind dazu nur Salz und frisch gemahlener Pfeffer vonnöten. Hin und wieder nutze ich auch ein wenig nicht vorher aufgelöste Instant-Hühnerbrühe. Auch Kräuter (Basilikum, Oregano, Kräuter der Provence, Thymian, Salbei) – getrocknet, frisch gehackt oder aus der Tiefkühltruhe – können der Sauce noch ihren geschmacklichen Stempel aufdrücken.
Wird die Sauce im Hier und Jetzt verwendet habe ich bis zu diesem Zeitpunkt meine Pasta bereits in viel Salzwasser (viel Salz in viel Wasser) al dente gekocht und scheue nicht davor, eine weitere Pfanne ins Geschehen eingreifen zu lassen. Denn in die Pfanne gebe ich die Tomatensauce, die Pasta kommt mit dazu und alles vermengt sich bei moderater Hitze so, wie man es später auf dem Teller nie hinbekommen würde. Ideal für viel Sauce eignen Nudeln mit hoher Aufnahmebereitschaft durch viel Oberfläche: zum Beispiel Spaghetti, Penne Rigate oder die spiralförmigen Fussili, denen ich diesmal das Bad in der Tomaten-Sauce gönnte. Als kleinen „Pfannen-Bonus“ gab’s diesmal noch einen halben Becher Ricotto, der einfach weg musste und sich geschmacklich doch sehr ordentlich in die Sauce mit einbringen konnte.



Am Tisch kam dann noch ein ganz wenig Parmesan mit dazu und der Rest war… schnell gegessen!

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Kurze Brote für lange Nachmittage

Samstag, 25. Juni 2011 17:51

Lieber Christoph,

irgendwo auf der Welt ist bestimmt Sommer. Hier nicht. Es ist einmal mehr einer dieser Junitage, Regen prasselt literweise vom Himmel und es ist kalt. So kalt, dass man es sich am besten mit einer Tasse Tee und ein paar Keksen auf dem Sofa gemütlich macht. Eine warme, schnurrende Katze auf dem Schoß erhöht den Wohlfühlfaktor um ein Vielfaches.

Shortbread

sind meine erklärten Favoriten. Man bekommt sie natürlich im Kolonialwarenladen zu kaufen, aber meine liebsten Kauf-Kurzbrote von Walkers sind unverschämt teuer und außerdem muss man sich um die zehn Kekse in der Packung mit sämtlichen zwei- und vierbeinigen Mitbewohnern streiten. Nicht schön. Also: Selber machen.

Man vermischt 125 g Speisestärke mit 125 g Mehl, dazu kommen noch 30 g Zucker und 30 g Puderzucker, 125 g weiche Butter in kleinen Stücken und 1 EL Rosenwasser. Das bekommt man in der Apotheke, im Reformhaus oder mit etwas Glück im türkischen/orientalischen Deli. Wer kein Rosenwasser zur Hand hat und auf den Geschmack von Orangen in Keksen steht, nimmt einfach 1 EL Orangensaft.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten habe ich heute darauf verzichtet, die Küchenmaschine zu bemühen, sondern habe den Teig mit den Händen geknetet, bis ein schöner mürber Knubbel entstanden war, der sich erst einmal für eine gute Stunde im Kühlschrank ausruhen durfte.



Den Teig lässt man dann wieder etwas auf Zimmertemperatur wärmen, bevor man ihn noch einmal kräftig durchknetet. Ob man ihn nun in eine Springform gibt oder auf einem Backblech ausbreitet, bleibt der eigenen Laune vorbehalten. Wichtig ist, dass man mit der Rückseite eines Messers Sollbruchstellen in den Teig drückt und ihn außerdem mit einer Gabel mehrmals ansticht. 25 bis 30 Minuten bei 160 °C im Ofen machen aus dem Teig die köstlichsten Kekse dieses Planeten.

Etwas abkühlen lassen, an den Bruchstellen teilen, Teechen kochen und ab unter die Decke.

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Spontane Küche aus dem Gemüsefach

Samstag, 25. Juni 2011 10:31

Liebe Andrea,

dieser Beitrag hätte auch lauten können: Was-kocht-man-aus-allerlei-Gemüseresten-ohne-Fleisch-im-Hause-zu-haben? Aber manchmal gibt es schöne Fügungen. Denn obwohl ich eigentlcih „nur“ Auberginen und Staudensellerie zur Hand hatte, fand ich in einem italienischen Kochbuch ein passendes und wohlschmeckendes Rezept für genau für diese Zutaten, nämlich

Caponata di melanzane

Bei diesem süßsauren Auberginengemüse kommt nicht nur Zucker zum Einsatz, den ich ja immer meinen Tomatengerichten zugebe, sondern auch noch Essig – ein pikantes Zusammenspiel der Aromen.

Ich nahm erst einmal 3 Zwiebeln und hackte diese grob, also einmal in Hälften und diese dann einmal quer und dreimal längs. In ähnlich große Stücke schnitt ich dann 3 Stangen Staudensellerie, und alles kam zusammen mit einer generösen Menge Olivenöl in einen Topf und wurde bei mässiger Hitze langsam angeschwitzt. Als nächstes folgten 800 g Dosentomaten (stückig), 1 TL Zucker sowie 3 TL Kapern, eine große Prise Meersalz und Pfeffer. Während der nächsten 15 Minuten blubberte alles auf schmaler Flamme vor sich hin und ich bereitete 3 Auberginen zu: diese teilte ich zuerst in Dicke Scheiben, die ich darauf – wie die Zwiebeln – einmal quer und zwei- bis dreimal längs würfelte. In einer weiteren Pfanne habe ich ordentlich Olivenöl (Auberginen sind ja so was von durstig!) ordentlich heiß werden lassen und die Auberginen in zwei Chargen und unter Rühren farbig gebraten. Die Auberginen kamen dann zum restlichen Gemüse, ebenso wie 5 EL Weißweinessig. Da ich einen Essig mit Estragonaroma nahm, bekam die Sache dahingehend einen zusätzlichen, aparten Pfiff.

Das Gemüse garte noch weitere 15 Minuten, während ich mich an unserem Basilikumstock zu schaffen machte und die dort erbeuteten Basilikumbätter ebenso wie das Grün der Selleriestangen feinhackte. Das zerkleinerte Grün kam dann zum Servieren oben auf’s Gemüse drauf, und mit einem Glas Rotwein sowie knusprigem Brot hatten wir dann ohne großen Kochaufwand ein herrlich aromatisches Essen aus der sizilianischen Küche auf dem Tisch.



Meine spätere Recherche hat dann ergeben, dass man der Caponata unter Verwendung von Pinienkernen, Sultaninen und sogar Bitterschokolade, Artischoken, Fenchel, Oliven und Mozzarella noch die eine oder andere Aromenspitze zufügen kann – da sind der Phantasie nahezu keine Grenzen gesetzt.

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Ein klarer Fall von Falafel

Freitag, 24. Juni 2011 20:29

Liebe Andrea,

seit unseren „türkischen Wochen“ in der Analogen Küche hat mich die Zubereitung der frittierten Gemüsebällchen ja schon gereizt, nun also ist es vollbracht und ich habe meine ersten

Falafel aus Kichererbsen

selbst hergestellt. Eins musste ich bereits bei der Vorab-Recherche feststellen: Auch für die Falafel gibt es kein Patentrezept, sondern eine Unzahl vielfältiger Variationen mit Bulgur, Bohnen und vielen weiteren mehr oder weniger exotischen Zutaten.
Bei meinem Fall von Falafel habe ich mich auf eine der einfacheren, verfügbaren Zubereitungsmöglichkeiten konzentriert. Ein Feintuning mit der einen oder anderen Zutat ist demnach ein anderes Mal durchaus noch möglich.

Bei den Kichererbsen – welch lustiger Name einmal mehr – habe ich mich gegen das Über-Nacht-Einweichen von Trockenware entschieden, sondern zur Dose mit bereits weichen Kandidaten gegriffen. Davon habe ich ca. 600 g Kichererbsen im Mixaufsatz der Küchenmaschine nicht gänzlich weichpüriert, so dass die Masse noch von dem einen oder anderen erkennbarem Feststoff durchsetzt war. Danach habe ich 2 handvoll glatte Petersilie mit 3 Knoblauchzehen und dem Weiß von 3 Frühlingszwiebeln im Mixer feingehäckselt; das geht besonders gut, wenn man noch 2-3 EL vom Kichererbsen-Mus mit dazu gibt. Mus und Kräuter habe ich dann in einer Schüssel vereint und weitere Zutaten dazugegeben: je 1 EL Koriandersamen und 1 EL Kreuzkümmel, beides fein gemörsert, 1 TL Cayenne-Pfeffer, 3 TL Mehl, 1 TL Backpulver sowie eine ordentliche Prise Salz und frisch gemahlenen Pfeffer. Aus der gut durchgekneteten Masse habe ich dann oversized-walnussgroße Bällchen geformt, die ich dann in einem Topf mit 1 l Sonnenblumenöl portionsweise (je 2 auf der Schaumkelle liegend) knusprig frittiert und darauf auf Küchenpapier habe abtropfen lassen.

Als Beilage gab’s neben krudem Salat noch ein Joghurtdressing: dazu habe ich 300 ml Naturjoghurt mit gemörsertem Kreuzkümmel und Koriandersamen, Zitronensaft, ½ Döschen Safranfäden und einer Prise Salz verrührt und ein wenig ziehen lassen.



Die Falafel kamen dann in Ecken von frisch aufgebackenem Pitabrot, wurden darin plattgedrückt und der so entstandene Raum wurde mit Salat und Joghurtsauce gefüllt.

Und dann war er auch schon fertig: ein äußerst schmackhafter Snack der nordafrikanisch-orientalischen Küche, der eigentlich an viel mehr Ecken bei uns erhältlich sein sollte.

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