Beiträge vom März, 2015

Fischfreuden ganz ohne Angelschein

Samstag, 28. März 2015 19:39

Liebe Andrea,

bei der Suche nach frischem Fisch zog es mich einmal mehr weniger an den hiesigen Main, sondern zu dem Fischhändler meines Vertrauens. Denn auch dort bekommt man segenswerterweise und ganz ohne Angelschein eine feine Auswahl regionaler Fisch-Spezialitäten. So kam bei uns nahezu fangfrisch der

Saibling mit Kartoffel-Kräuterpüree und Romanesco

auf den Tisch. Pro Person hatte ich je ein Saiblingsfilet eingeplant und diese in je drei gleichgroße Stücke geteilt. Das die Zubereitung des Fischs heuer eine fixe Sache werden sollte kümmerte ich mich zuerst um die Beilage. Für das Püree setze ich geschälte und halbierte Kartoffeln in Salzwasser auf. Das Kartoffelwasser würzte ich mit einer handvoll frischem Thymian sowie 3 frischen Knoblauchknollen; die Knollen waren zwar frisch, enthielten jedoch nur winzige Zehen, sodass ich die Knollen halbierte und mit ins Kochwasser gab. Vorherige Selbstversuche hatten gezeigt, dass man mit 4-5 mitgekochten Knoblauchzehen die Kartoffeln fein parfümiert bekommt. Im salzigen Wasswerdampf über den Kartoffeln garte ich 1 Romanesco-Kopf. Ich finde, der Romanesco, eine Mischung aus Brokkoli und Blumenkohl, hat äußerlich etwas sehr apartes bis außerirdischwes und ist optisch immer wieder ein Hingucker.

Die trockengetupften Fischfilet-Stücke legte ich mit der Hautseite in eine mit wenig Öl gefüllte, heiße Pfanne. Bei mittlerer Hitze konnte sich sich Fischhaut schon knusprig braten und die Hitze langsam von unten durch das Fischfielt vorarbeiten. Als die Filest an der Oberseite glasig wurden, war es Zeit das Püree komplett durchzupressen, also inklusive Kartoffeln Kräuter und Knoblauch. 1-2 EL Butter, ein Jutsch Milch, ein weiter Jutsch Sahne, ein wenig Muskat und Salz rundeten das Püree ab, das ich zusammen mit dem in seine Röschen zerteilten Romanesco um die Fischfilets auf vorgewärmten Tellern anrichtete.
Die Fischfilets hatte ich vor dem Servieren für wenige Sekunden gewendet und auf dem Teller lediglich mit Meersalz gewürzt.



Der Fisch war nicht nur regional (und damit fürs Gewissen gut), sondern auch arg lecker (was wiederum dem Wohlfühlfaktor zugute kam). Schön also, wenn man für lecker Fisch nicht immer in die Ferne schweifen muss.

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Konichiwa, Sushi-san

Samstag, 21. März 2015 20:24

Lieber Christoph,

heute bin ich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Auf meine Frage, ob ich etwas zu essen mitbringen soll, kam die Antwort: „Mach doch bitte ein Dessert.“ Ich verfiel umgehend in Panik. Vor Dessert drücke ich mich nämlich sehr gerne, weil ich es einfach nicht so gut auf dem Zettel habe. Zufälligerweise kam mir George Takei auf Facebook zu Hilfe, auf seiner Seite wurde nämlich ein Video verlinkt, das zeigt, wie man

Frushi

macht, süßes Sushi mit Früchten.

Zuerst habe ich ca. 300 g Sushi-Reis unter fließendem Wasser abgespült und dann mit Wasser, etwas Salz und 3 EL Zucker in einem ausreichend großen Topf zum Kochen gebracht. Als das Wasser zu brodeln anfing, habe ich die Hitze auf untere Mitte heruntergedreht und den Reis – mit Deckel auf dem Topf – für 15 Minuten ziehen lassen.

Während dieser Zeit habe ich verschiedene Obstsorten geschält und in recht gleich große Stücke geschnitten. Am Start waren Erdbeeren (es ist ein wenig fragwürdig, im März Erdbeeren zu kaufen, aber was tut man nicht alles für seine Lieben), Himbeeren, Kiwi, Filets von 1 Orange und 1 Mango (Der Versuch, die Mangostreifen als Decke für eine Sushirolle zu verwenden, wie die Dame im Video es ganz nonchalant fertigbringt, ist kläglich gescheitert, daher kam das exotische Stück nicht zu seinem geplanten Einsatz).

Als der Reis gar war, habe ich ihn in einer Schüssel mit dem Inhalt 1 Dose Kokosmilch vermischt und weitere 15 Minuten ziehen lassen. Er war dann auch ausreichend abgekühlt.

Jetzt wurde es spannend: Eine Sushirollmatte habe ich mit Frischhaltefolie bedeckt und ein einigermaßen anständiges Reisquadrat darauf flachgedrückt. Ein Stück weit hinter den hinteren Rand habe ich das vorbereitete Obst gelegt und dann ging es ans Rollen. Einfach ist das nicht, aber es muss ja auch nicht immer alles perfekt sein.

Die fertige Reisrolle habe ich dann in einer Mischung aus geriebenen Mandeln und Kokosraspeln gewälzt. Mandeln und Kokos hatte ich vorher in einer Pfanne kurz trocken angeröstet.

Nach der Herstellung von zwei „Maki“-Rollen und der Notwendigkeit, nach deren Zubereitung meine Küche zu renovieren, wurde ich etwas ungeduldig und habe den restlichen Reis zu „Nigiri“ verarbeitet, das sieht auch hübsch aus. Alles gut kühlen vor dem Servieren ist das A und O.


 

Das Frushi selber ist vegan. Meine Sauce aber nicht: Das verbliebene Obst habe ich mit Vanillequark und Milch püriert und mit etwas Zucker abgeschmeckt. Bestimmt kann man das Obst entweder mit Fruchtsaft pürieren oder eine vegane Milchversion benutzen.

Ich bin nun wirklich keine Dessertmaus, aber meine Güte, ist das lecker, man muss sich glatt davor verbeugen! Nachmachen empfehle ich ganz dringend!

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Mut zur Feige

Sonntag, 15. März 2015 13:52

Liebe Andrea,

die Feige und ich hatten bislang so überhaupt gar nicht zueinander gefunden. Sah ich Feigen auf dem Markt oder im Supermarkt strafte ich sie mit Missachtung. Ließ ich mich mal zu einer näheren Betrachtung herab, erschien mir allein schon die wachsweiche Konsistenz der Feigenfrüchte immer sehr suspekt. Eine erste zarte Annäherung zwischen Feige und mir gab es vor knapp 2 Jahren. Damals schenkte mit unsere liebe Freundin Méli ein Glas selbstgemachter Feigenmarmelade. Die Feigen stammten von einem Feigenbaum, der an der Côte d’azur steht. Und so reiste ich fortan bei jedem Feigenmarmeladenbrot in Gedanken nach Südfrankreich und fand die – zudem wahrlich wohl schmeckende – Feige zunehmend sympathisch.

Beim wochenendlichen Kochbuchstöbern nach Essens-Inspiration stolperte ich nun in einem Kochbuch – natürlich: Küche der Provence! – über ein spannendes Feigenrezept. Diesmal überwand ich all meine Vorbehalte und griff beim folgenden Einkauf mutig bei der Feige zu. So gab es bei uns die

Karamellisierte Feige mit Aah und Ooh

zum ersten und sicherlich nicht zum letzten Mal. Denn die Dinger taugen tatsächlich was! Für drei Personen sollten uns für’s Erste 5 reife Feigen reichen. Diese befreite ich vom Stiel- und Blütenansatz und setzte sie in eine Pfanne, in der sich bereits 30 g Butter aufgelöst hatte. Die Feigen hatte ich aus Stabilitätsgründen sanft in Form gedrückt, sodass die Früchte in der Pfanne nicht umkippten. 1 EL Zucker streute ich über die Feigen und goß 2 EL Wasser dazu. Die folgenden fünf Minuten schöpfte ich immer wieder süße Pfannenflüssigkeit über die Feigen und ließ diese bei mittlerer Hitze sanft köcheln.

In der Pfanne hatte ich vorher bereits 30 g Pinienkerne und 30 g Mandelstifte ohne Fett sanft hellbraun angeröstet und beiseite gestellt.

In einem zweiten, kleinen Topf verrührte ich 2 EL Wasser mit 2 EL Zucker und erhitzte das Gemisch sanft. Nachdem sich die Farbe des Zuckerwassers goldgelb färbte zog ich den Topf von der Flamme und gab weitere 2 EL Wasser unter Spritzen dazu; hier geht es wahrlich um Sekundenbruchteile, die über wohl duftendes Karamell und einen bitteren, pechschwarzen Fehlversuch entscheiden.

Den fertigen Karamell gab ich zusammen mit den gerösteteten Mandeln und Pinienkerne zu den Feigen in die Pfanne, rührte noch den Saft 1 kleinen Zitrone dazu und ließ alles bei mittlerer Flamme für finale 5 Minuten schmurgeln.



Die Feigen platzierte ich neben einem großen Klacks Crème Fraiche (ca. 50 g pro Portion) auf jedem Teller und goß die Karamellsauce darüber. Was soll ich sagen!? Mea culpa, Ficus: Du hast Dir Deinen nächsten Auftritt an unserer Essenstafel mehr als verdient!

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