Beiträge vom Dezember, 2010

Der frühe Vogel kann mich mal

Montag, 6. Dezember 2010 9:25

Liebe Andrea,

am Sonntag hatte unser lokaler Großdealer verkaufsoffen. Eine prima Gelegenheit, den in der Weihnachtszeit doch stressigen Samstagseinkauf durch ein entspanntes Sonntagmittag-Shopping zu ersetzen. Doch weit gefehlt! Wer sich um 13:00 Uhr dem restlos überfüllten Parkplatz näherte, musste feststellen, dass die weit verbreiteten Freibiernasen auch in der Weihnachtszeit pünktlich ab 11:00 Uhr aktiv sind.

Denn an den verkaufsoffenen Sonntagen gibt es immer zahlreiche Gratisverköstigungen und andere Schmankerln, auch diesmal in Form einer Live-Darbietung vom Glattbacher Schwarzgebläse…

Was jedoch die Frischeprodukte, insbesondere das Geflügelregal betrifft, zählt an diesen Tagen tatsäch- und wortwörtlich das „Frühe-Vogel-Prinzip“. Das einzige noch einigermassen Verwertbare in Sachen Flattermann waren fünf einsame Hühnerschlegel, die so genannten Drumsticks.

Da Küche manchmal analog, manchmal monolog, immer wieder jedoch auch spontan ist, gab’s daher bei uns nun

Hühnchen für Faule

Hierzu wird das gleiche Prinzip verwendet, nach dem wir sonst auch immer unsere Rosmarinkartoffeln aus dem Ofen zubereiten. Man nehme: eine Reine, fülle diese mit Hühnerunterschenkeln, (optional) geschälten und längs geviertelten Kartoffeln, halbierten und nochmals in 3-4 Streifen geschnittenen Zwiebeln, Knoblauchzehen in der Schale (Menge nach Wunsch, Verfügbarkeit und Bedarf) sowie 2-3 Lorbeerblätter. Dann wird alles mit Olivenöl beträufelt und gründlich durchgemengt. Bevor alles ein zweites Mal ordentlich gedreht und gewendet wird, kommt die Würze dazu: Kräuter der Provence, gemahlener Rosmarin, Meersalz und Pfeffer. Und wer frischen Rosmarin zur Hand hat, gibt auch diesen gerne mit rein.

Da der Ofen ohnehin schon den ganzen Nachmittag aufgrund der Weihnachtsbäckerei auf Hochbetrieb lief, stand knapp 45 Minuten später ein schön schnelles und leckeres – und vor allem nicht süßes – Mahl auf dem Tisch.

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Keksalarm!

Samstag, 4. Dezember 2010 20:03

Lieber Christoph,

weißt Du, warum alle von der „besinnlichen“ Adventszeit sprechen? Ich nicht! Wie jedes Jahr im Dezember habe ich das Gefühl, man kommt vor lauter Terminen, Feiern und Gemache zu gar nichts mehr, und bei Dir ist es arbeitsbedingt kaum anders.

Vielleicht muss man gerade deswegen die Adventssonntage bei Tee oder Kaffee zum süßen Nichtstun nutzen und das geht am besten zusammen mit einem Teller voll ordentlicher Kekse!

Bei uns gibt es traditionell vier Sorten: Mürbeteigausstecher, Vanillekipferl, Engelsaugen und Macadamia-Cookies mit weißer Schokolade. Dieses Jahr habe ich zusätzlich zum ersten Mal

Kokosmakronen

gemacht, weil so viel Eiklar von den anderen Teigen übrig war.

Vier bis sechs Eiklar werden zu einem sehr festen Schnee geschlagen, dann kommen ca. 80 g Zucker und 200 g Kokosraspel dazu. Das war’s schon an Vorbereitung! Man gibt die Mischung mit einem Löffel auf Backoblaten und backt alles bei 180 ° für ca. 20 Minuten. Die Makronen dürfen gerne ein wenig braun werden, dann sind sie aromatischer. Statt Kokosraspeln kann man z.B. auch gemahlene Nüsse oder Mandeln in den Eischnee geben. Dieses Geschmacksexperiment muss aber bis zum nächsten Winter warten.

Für die

Engelsaugen

die mir letztes Jahr total zerlaufen sind, dieses Jahr aber nicht (der Ofen war genau so heiß. Lag es daran, dass der Teig fast eine Woche lang im Kühlschrank rumdümpeln durfte?) mischt man 180 g Mehl mit 70 g Speisestärke. 150 g Butter und 70 g Feiner Zucker (das Mittelding zwischen Puderzucker und normalem Haushaltszucker) werden zugegeben, ebenso wie 2 Eigelb und 2 TL Vanillezucker. Wer mag, kann die abgeriebene Schale einer halben Zitrone zugeben, das ist aber nicht zwingend notwendig.

Der Teig soll im Kühlschrank ruhen, bevor man ihn zu kleinen Kugeln rollt, in deren Mitte man mit einem Löffelstiel eine Vertiefung drückt. Nach 10 bis 15 Minuten Sauna bei 180 ° füllt man die Ausbuchtungen mit Johannisbeer- oder einem anderen Fruchtgelee, das man vorher auf kleiner Stufe im Topf so lange erwärmt hat, bis es flüssig geworden ist. Während die Kekse auskühlen, wird das Gelee wieder fest. Wer einen besonders süßen Zahn hat, kann die Engelsaugen noch mit gesiebtem Puderzucker überstreuen.



Der Teig für die

Mürbeteigausstecher,

die von den Kindern heiß geliebt werden, besteht aus 500 g Mehl, 250 g Butter, 100 g Zucker und einem Eigelb. Der restliche Vorgang dürfte jedem bekannt sein, der eine glückliche Kindheit hatte. Gebacken werden die Ausstecher bei 200 ° für ca. zehn Minuten.

Die

Macadamia-Cookies

bestehen aus einer Mischung aus 200 g Mehl, 100 g Butter, 100 g Zucker, 1 Eigelb, 200 g gehackter weißer Schokolade, 200 g gehackten Macadamia-Nüssen und 1/2 TL Backpulver. Offen gesagt: Ungesalzene Macadamias bekommt man hier nur im Reformhaus und sie sind unsagbar teuer. Feinkost Albrecht, der letztes Jahr gehackte Macadamias relativ preiswert anbot, hatte sie dieses Jahr leider nicht im Sortiment. Als preiswerte Alternative greife ich daher auf gehackte Mandeln zurück, das schmeckt genau so gut. Vom Teig sticht man mit einem Teelöffel kleine Häufchen ab und legt sie, weil sie etwas  auf- und auseinandergehen, mit ausreichend Abstand zum nächsten Keks auf das Backblech. 12 Minuten bei 180 ° und die Kekse sind perfekt, nämlich nur leicht angebräunt. Aufpassen, wenn man sie zum Abkühlen vom Blech nimmt, sie sind sehr zerbrechlich!

Die

Vanillekipferl

bereite ich nach dem Rezept der lieben Stephanie H. zu, die ich an dieser Stelle herzlich grüße. Verknetet werden 250 g Mehl, 2 Eigelb, 80 g Feiner Zucker, 100 g gemahlene Mandeln, 200 g Butter, 2 EL Vanillezucker und 1 Prise Salz. Auch dieser Teig ruht ein wenig im Kühlschrank, bevor man ihn entweder aussticht oder erst zu kleinen Kugeln und dann zu Halbmonden formt. 160 ° sind die richtige Temperatur für Kipferl, denn sie dürfen nicht dunkel werden. Nach gut zehn Minuten wälzt man die noch warmen Kipferln in einer Mischung aus Feinem Zucker und dem Mark von zwei Vanilleschoten. Für mich sind das die leckersten Kekse, aber leider auch die mit dem meisten Arbeitsaufwand. Damit es sich lohnt, mache ich gleich die doppelte Menge, gebe dann allerdings nur 375 g Butter dazu.

Wenn man dann also samstags mehrere Stunden damit zugebracht hat, all diese Köstlichkeiten in der Küche zu zaubern, dann hat man sich den gemütlichen Sonntag auf dem Sofa aber wirklich redlich verdient. Und nach dem ganzen süßen Geruch und Geschmack – schließlich muss man ja immer probieren, ob Teige und Kekse auch vernünftig geworden sind – gibt es keinen besseren Abschluss als eine ordentliche Currywurst mit Bratkartoffeln nebst einer kühlen Flasche Kölsch.

Thema: Analoge Küche | Kommentare (6) | Autor: