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Wenn’s mal wieder sauschnell gehen muss…

Freitag, 29. Oktober 2010 9:27

Liebe Andrea,

übermäßigem Hunger am Feierabend steht zumeist negativ reziprok der Faktor Zeit gegenüber. Ein Lösungsansatz fängt mit einer Hauptzutat an, deren Name allein schon vielversprechend ist: Minutenschnitzel vom Schwein. Da kann man noch ein paar Minuten mehr investieren und schön liegt ein schön schnelles, leckeres Gericht auf dem Teller.

Piccata alla milanese

Sieht das Originalrezept meist die Zubereitung mit Ei, Parmesan und Semmelbröseln vor, stammt meine Variante dann eher aus aus einem Mailänder Vorort, denn: die Brösel lasse ich – nicht unbedingt aus Zeitgründen – einfach weg.

Für ca. 350 g Schnitzelfleisch werden 1 Handvoll oder 5-6 EL geriebener Parmesan mit 2 Eiern, Salz, schwarzem Pfeffer und 3 Prisen Safranfäden, zwischen den Fingerkuppen zerrieben, miteinander verrührt. Das abgetupfte, schön dünn geschnittene Fleisch wird erst in Mehl gewendet und abgeklopft, dann großzügig durch die Ei-Panade gezogen und in die heiße Pfanne gelegt, deren Temperatur nach dem ersten Wenden auf moderate Hitze reduziert wird.

Da die Schnitzel tatsächlich innerhalb weniger Minuten fertig gebraten sind, sollte man sich im Vorfeld um etwaige Beilagen kümmern. Bei uns gab’s – mal wieder – Zuckermöhrchen (der Vorrat aus dem Kühlschrank ist nun endlich aufgebraucht) und Bratkartoffeln aus rohen Kartoffeln. Die Kartoffeln werden geschält, in breite Scheiben und dann in Würfel geschnitten. In der Pfanne bildet sich so noch mehr Oberfläche für knusprige Röstaromen und: es geht schneller! Die Würfel werden in einer Pfanne mit Butterschmalz oder Olivenöl unter gelegentlichem Wenden und Schütteln gar gebraten und zwischenzeitlich mit einem Schwung Meersalz gewürzt. Die Zuckermöhrchen folgen dem vielfach beschriebenen Rezept: Zwiebeln anschwitzen, kleingeschnittene Karotten rein, Zucker dazu und karamellisieren lassen, Brühe drauf, einkochen lassen, mit kleingeschnittener Petersilie bestreuen – fertig.

Wenn mehr Zeit zur Vefügung steht, kann man die Schnitzel warm stellen und aus Weißwein, Brühe und Zitronenfilets noch ein lecker Sößchen in der Pfanne zaubern. Ein simpler Zitronenschnitz pro Schnitzel würzt jedoch auch gut, vor allem aus zeittechnischer Sicht.

Ich hab’s zwar nicht gestoppt, aber: das Kochen ging schnell und der Hunger war fix gestillt.

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Analoger geht’s nicht – White Table II

Mittwoch, 27. Oktober 2010 17:56

Vier Gäste, zwei Köche, sechs Gänge.

Amuse Gueule, Suppe, Fischgang, Fleischgang, Käse, Dessert.

Eine simple Speisenfolge, ein großartiges Dinner.

Endlich konnten wir gemeinsam kochen, ohne virtuelle Wege zum Austausch zu nutzen, konnten übers Zwiebelhacken  und Brunoise herstellen fachsimpeln, uns kritisieren und loben, uns anschreien und danach kaputtlachen und während des Kochens mit lecker kühlem Kölsch anstoßen. Herrlich!

Gute drei Stunden Vorbereitungszeit blieben für die Hauptgänge und schon kamen die Gäste. Nach dem Anstoßen mit Crémant gab es zuerst

AMUSE GUEULE

Törtchen gefüllt mit Kürbiscreme – diese aufgepeppt mit einer roten Bete, die sich in meinen Kühlschrank verirrt hatte – habe ich angelehnt an dieses Rezept zubereitet. Einige Salbeiblätter, in Streifen geschnitten und kurz in Olivenöl frittiert und eine hauchdünne Scheibe Prosciutto Emigliano von meinem italienischen Lieblingsdeli rundeten das Häppchen ab und machten Lust auf mehr.

SUPPE

Für die Suppe mussten braune Champignons ihre Köpfe hinhalten. Diese kamen zu farblos angeschwitzten Zwiebeln in einen Topf, wurden mit Hühnerbrühe aufgegossen, später dann püriert, mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abgeschmeckt und mit süßer Sahne verfeinert. Zur Dekoration und für noch mehr Geschmack kamen hauchdünn gehobelte Champignonscheiben, Maronenscheiben und frischer Schnittlauch auf jeden Teller.

FISCH MIT SALAT oder SALAT MIT FISCH

Dem frischen Frisée-Salat stand nahezu die gleiche Menge frischer Fisch gegenüber, so dass der Titel dieses Gangs eine reine Standortfrage ist. Als verbindendes Element fungierte eine Vinaigrette auf Basis eines mit gemörserten Lavendelblüten aromatisierten Honigs, der zwar nicht wirklich nach Lavendel, aber dennoch wunderbar schmeckte. Doradenfilets wurden in Olivenöl hauptsächlich auf der Hautseite angebraten und neben dem Salat platziert. Deinen Vorschlag, etwas von der Vinaigrette auch auf den Fisch zu geben, fand ich sehr gewagt, aber es passte sehr gut  zusammen. Und so bildeten der butterzarte Frisée, die Süße des Dressings und der herzhafte Fisch eine perfekte Geschmackseinheit.

FLEISCHGANG

Quasi der Hauptgang dieses wunderbare Dinners. Als erster Arbeitsschritt der „warmen Gerichte“ wurde das argentinische Roastbeef gesalzen und gepfeffert und dann rundherum scharf in Butterschmalz angebraten. Dann kam das Fleisch für die nächsten knapp vier Stunden (!) bei 80° C in einer gebutterten Form in den Ofen und durfte sich solange entspannen, zart werden und rosa bleiben.

Als Sauce hatten wir gleich zwei Varianten ausgewählt: eine experimentelle und eine sichere. Die experimentelle, eine Estragonsauce nach dem Vorbild des Pariser Restaurants „Relais de Venise“, ging gründlich in die Hose. Und dies, obwohl wir uns nah an die Rezeptvorlage eines Reiseführers hielten, dessen Redaktion sich daran gemacht hatte, das Geheimnis dieser legendären Sauce zu lüften. Vielleicht lag es an der Verwendung von (zu viel?) getrocknetem Estragon. Die Sauce jedenfalls war zwar schön grün, dafür aber auch ganz schön bitter.

Zeit also für Saucen-Plan B: 1 kleinstgeschnittene Zwiebel in Butterschmalz anschwitzen, mit Brandy ablöschen, 2 EL Senf einrühren, nach und nach ca. 200 ml Brühe und 200 ml Sahne zugießen und einköcheln lassen. Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken. Und, ganz wichtig als großes Finale: den beim Aufschneiden des Fleisches anfallenden Saft natürlich nicht weg-, sondern in den Topf zur Sauce gießen!

Für das begleitende Kartoffel-Sellerie-Püree wurde die gleiche Menge Kartoffeln und Sellerieknolle in Salzwasser weiß gekocht, ausgedämpft und durchgepreßt. Sahne, Muskat, ordentlich Butter und ein wenig Salz dienten hier als Geschmacksvollender.

Die zweite Beilage zum Hauptgang waren glasierte Möhrchen. Diese wurden in Stifte geschnitten, zu sanft angeschwitzten Zwiebeln in einen Topf gegeben und mit 2 TL Zucker bestreut. Den Zucker etwas karamellisieren lassen, mit Hühnerbrühe ablöschen und die Flüssigkeit soweit verkochen lassen, bis die Möhrchen von einer schmackhaften Glasur überzogen sind. Optional können hier auch noch ein Schuß süßer Sahne und wenig Salz den Geschmack abrunden. Mit gehackten Blättchen von glatter Petersilie dekoriert sahen die Möhren so ansprechend wie lecker aus.

KÄSEAUSWAHL

Mhm, war der Käse gut! Suferser Ziegenkäse, Meule de Savoie, Pecorino mit Pfeffer und Brie de Meaux, dazu kräftiges Roggenbrot und leichtes Ciabatta, ein Genuss! Erstaunlich, dass immer noch etwas in unsere Mägen passte…

DESSERT

Der Abschluss unseres Menüs: Birnencrumble mit selbstgemachtem Vanilleeis. Mangels Eismaschine war das in der Konsistenz nicht optimal gelungen, durch die Zutaten Vollmilch, Eigelb und Mark aus vier Vanilleschoten aber auch als angefrorene Sauce sehr lecker. Stücke von Conférence-Birnen, übergossen mit etwas Karamellsirup und mit Mürbestreusel bedeckt, waren die süße Unterlage hierfür.

Danach ging nur noch Averna.

Das war ein wunderbarer Abend und ich freue mich schon sehr auf das nächste Mal, vielleicht im März? Danke fürs echte Analog-Kochen, es hat mir maßlos viel Spaß gemacht! Und ein Dank an unsere Gäste Anna, Edda, Frank und Hans. Eure zahlreichen „Mmmmhms“ und „Ist das lecker!“ waren uns eine große Freude.

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Aufarbeitung eines Kindheitstraumas

Montag, 11. Oktober 2010 21:49

Lieber Christoph,

Wirsing. Allein das Wort beschert mir eine Gänsehaut, die ihresgleichen sucht. Wenn es bei uns zu Hause Wirsing gab, dann konnte man das schon unten im Hausflur riechen und auf dem Weg in die dritte Etage hätte ich am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Meine Mutter bereitete Wirsing mit einer dieser unsäglichen Mehlpappsaucen zu oder, noch schlimmer, verarbeitete ihn für meinen Vater zu Kohlrouladen. Jedes „Kind, probier‘ doch mal“, ließ mich schreiend davonlaufen.

Es begab sich aber diese Woche, dass mein verreister Nachbar mir seine Gemüsekiste überließ. Rate, was drin war. Genau. Doch getreu meinem Motto „Jedes Essen verdient eine zweite Chance“, machte ich mich heute daran, zum ersten Mal Wirsing zuzubereiten. Meine Facebook-Freunde schlugen – natürlich – Kohlrouladen vor. Neien! Muss anders gehen!

Ich nahm also einen Kopf Wirsing auseinander und entfernte den Strunk von jedem einzelnen Blatt, denn ich hatte gelesen, dass die Strünke für den durchdringenden Kohlgeruch verantwortlich sind. Und ich entließ eine putzige kleine Raupe in die Freiheit meines Blumenkastens. Biogemüse ist toll! Die Blätter wurden dann gründlich gewaschen und in grobe Stücke zerteilt. Diese dünstete ich in einer Handvoll ausgelassenem Speck zusammen mit einer gehackten Knoblauchzehe, bis das ganze ein wenig zusammengefallen war.

Zwei große Kartoffeln der rotschaligen Sorte Laura rieb ich in hauchdünne Scheiben. Die Schale blieb dran, weil sie schön ist und einen erdigen Geschmack bringt. In einer Auflaufform schichtete ich dann zuerst die mit Salz, Pfeffer und Muskat gewürzten Kartoffeln, darauf den Wirsing und garniert wurde das ganze mit Brätstücken aus diversen Majoran-Bratwürsten, die endlich mal mein Tiefkühlfach verlassen mussten. Ein Ei verkleppert mit etwas Sahne, obendrauf etwas geriebenen Emmentaler und die ganze Chose mit Alufolie bedeckt bei 180 Grad für 30 Minuten zum Vorbacken in den Ofen gegeben.

Später am Abend habe ich den Auflauf nochmals in den Ofen gegeben, für weitere 20 Minuten bei 180 °C.

Das Ergebnis: Ideal, wenn man mit kleinen Portionen binnen kürzester Zeit ordentlich Winterspeck ansetzen will. Und lecker war’s, wäre nur der Wirsing nicht dabei gewesen. Meins ist er immer noch nicht. Er kann sich damit auf die Liste der „Ich hab’s wirklich versucht“-Gemüse direkt neben Brokkoli und Kürbis setzen.

Immerhin roch nicht das ganze Haus nach Kohl.

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Mit dem Goldfisch auf dem Basar

Samstag, 9. Oktober 2010 20:48

Lieber Christoph,

es ist schon ein rechtes Elend, wenn beide Köche der Analogen Küche flachliegen. Zuerst ich über fast drei Wochen, jetzt Du. Mir geht es inzwischen allerdings wieder so gut, dass ich mehr als Nudeln ohne alles zu mir nehmen kann. Dir  weiterhin gute Besserung!

Das folgende Gericht hatte ich schon vor ein paar Wochen als analog zu kochen vorgeschlagen; ich hoffe, dass die Datteln aus meinem Carepaket nicht schon auf Deinem Komposthaufen gelandet sind. Analog gibt’s das nun nicht, also muss ich alleine ran.

Ich habe noch nie etwas Orientalisches gekocht, Du? Angesichts der Zutaten war ich etwas ängstlich, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Schließlich waren meine Freunde, von denen ich das Rezept bekommen hatte, restlos begeistert. Und ich mag Anis, auf oder in Keksen, im Tee, als Bonbon. Bloß gekocht habe ich damit noch nie.

Zu allererst habe ich, weil ich keinen gemahlenen Anis im Haus hatte, 1 EL Anissamen grob gemörsert und in einen Teefilter gegeben. Dieses Gewürzsäckchen gab ich in 50 g geschmolzene Butter (selbstgemachte!), auf dass es seine ätherischen Öle an selbige abgebe.

Für vier Personen kocht man dann 900 g geschälte und gewürfelte Kartoffeln für gut 20 Minuten in Salzwasser. 50 g getrocknete Tomaten und 40 g entsteinte Datteln werden in kleine Stücke geschnitten, 1 Knoblauchzehe wird gehackt. In weiteren 50 g Butter dünstet man all das zusammen mit der abgeriebenen Schale einer Zitrone. Fortan wabern feinste Aromen durch die Küche: süß, säuerlich, würzig, wunderbar.

4 küchenfertige Doradenfilets werden mit Salz, Pfeffer und 2 TL Sumach gewürzt. Anschließend brät man die Filets in 3 EL Olivenöl zuerst für zwei bis drei Minuten auf der Hautseite, dann weitere zwei bis drei Minuten auf der anderen Seite. Unser Verleihnix hatte leider keine Dorade im Angebot, also nahm ich Scholle, was auch sehr lecker war.

Die fertigen Kartoffeln werden mit 1 EL von der Tomatenbutter grob gestampft, 1 oder 2 EL der gedünstenen Dattelmischung dazugegeben.

Die Dorade und die Kartoffeln werden dann angerichtet. Die restliche Tomatenbutter wird auf die Kartoffeln, die Anisbutter auf die Fischfilets gegeben. Mit den gehackten Blättern von 5 Stengeln glatter Petersilie und 2 EL trocken geröstetem Sesam bestreuen, probieren, vor lauter ungewöhnlichem und ungewohntem Aroma und Lecker umfallen und: aufessen!

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Das Schmecken der Lämmer

Sonntag, 3. Oktober 2010 15:40

Liebe Andrea,

Lammfleisch ist immer wieder ein Genuss. Vielleicht erklärt sich meine Vorliebe für dieses Fleisch auch darin, dass mir bislang noch nie ein echter Hammel untergeschoben wurde. Dieser leicht ranzige Geschmack hat so manchem den Geschmack auf Lamm & Co. auf unbestimmte Zeit verdorben. Lecker Lamm schmeckt nämlich kaum nach Lamm, sondern ist in der Regel zart und gut.

Für die Samstag-Abend-Version vom Lamm gab’s diesmal Lammfilets. Und da an diesen nicht allzu viel dran ist, wurden für jeden zwei Filetstreifen eingeplant.

Zuerst jedoch ging’s an die Beilagen: Glasierte Karotten und Kartoffel-Sellerie-Püree. 4-5 Karotten werden geschält und quer in drei Stücke geschnitten. Diese Stücke wiederum werden hochkant in 3-4 Scheiben geschnitten und diese wiederum in 3 Stifte. Dann wird 1 Schalotte in Butter glasig gedünstet, die Karotten kommen hinein und alles wird mit 3 TL Zucker bestreut. Kurz schwenken und leicht karamellisieren lassen, mit Hühnerbrühe aufgießen und diese so lange bei offenem Topf verköcheln lassen, bis die Karotten von einem glasigen Film umzogen werden.
Zwischenzeitlich 1 Sellerieknolle schälen und Würfel teilen, die die gleiche Größe wie die mitzukochende, gleiche Menge Kartoffeln (ebenfalls geschält) haben. Sellerie und Kartoffeln werden in Salzwasser gegart, abgegossen und kurz ausdämpfen gelassen. Dann das Püree stampfen oder pressen und unter Zugabe von ca. 100 g Butter, 100 ml Sahne, 100 ml Milch und frisch geriebener Muskatnuss cremig rühren.

Für die parierten Lammfilets wird Butterschmalz (ich hab immer noch was davon!) in einer schweren Pfanne heiß erhitzt. Die Lammfilets habe ich zu Halbkreisen geformt und so in der Pfanne von allen Seiten scharf angebraten. Die Lammfilets danach in Alufolie wickeln, das Bratenfett wegschütten und den Bratensatz mit einem großen Schuss weißem Portwein ablöschen. 1 EL Senf mit dem Schneebesen unterrühren und mit ein wenig Hühnerbrühe strecken, wenn die nun bei mittlerer Hitze kochende Flüssigkeit zu wenig werden sollte. Die Lammfilets wieder in die Pfanne legen, den „Ruhesaft“ mit dazu geben und derweil die Beilagen auf den Tellern anrichten. Dann kommt das Fleisch dazu, die Sauce oben drüber und dem Schmecken der Lämmer steht nichts mehr im Wege.

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Feiner frischer Fisch füllt flache feuerfeste Form

Samstag, 2. Oktober 2010 21:34

Liebe Andrea,

der Freitag läutet nicht nur das Wochenende ein und erinnert einen daran, dass die zurückliegende Woche mal wieder viel zu schnell vorbei gegangen ist. Der Freitag ist auch ein guter Reminder dafür, mal wieder Fisch zu essen. Und auch, wenn man dabei nicht an andere Dinge denkt bzw. glaubt, ist dies eine wohltuende Speisevorgabe, zum Beispiel für

Steinbeisser auf Lauchgemüse

Wie viele andere Ofenrezepte ist auch hier der Vorbereitungsaufwand recht überschaubar. Die unteren 2/3 von 3 Stangen Lauch werden in feine Ringe geschnitten und blanchiert. Die gut abgetropfen Lauchringe werden dann auf den Boden einer gebutterten Ofenform verteilt, in die vorher bereits – nach Geschmack – fein gehackte Zwiebelwürfel gestreut wurden. Ich habe mich für die Zwiebelwürfel entschieden; diese hatten nach dem Garen jedoch noch einen leichten Biss. Aber die Kräuter der Provence (TK-Ware), die ich wiederum auf die Zwiebeln gestreut hatte, haben schlußendlich und gottlob geschmacklich den Ton angegeben. Über den Lauch werden gesalzene Fischfilets vom Steinbesser (oder jedem anderen Fisch mit Geschmack) gelegt, die dann mit einer Mischung aus 150 ml Weißwein, 150 ml Sahne, Pfeffer und 2 EL Senf begossen werden. Dann kommt alles bei 180 °C für ca. 30 Minuten in den Ofen. In dieser Zeit sind die in ordentlich Salzwasser gegarten Kartoffeln auch fertig.

Alles auf Tellern anrichten und sich den Fisch nebst Lauch nebst Kartoffeln mit der Sauce schmecken lassen.

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Neues aus Entenhausen

Sonntag, 26. September 2010 14:14

Liebe Andrea,

wenn ich in den letzten Jahren Entenbrust zubereitet habe, dann immer „à l’orange“ nach dem Rezept, das mir mein lieber Freund Dieter vor nunmehr 15 Jahren beigebracht hat. Mittlerweile ist dieses Rezept nicht nur TV-erprobt, sondern auch eins der Sorte, für das ich keine Aufzeichnungen mehr konsultieren muss. Zeit also, mal was Neues auszuprobieren!

Natürlich war das von uns abgestimmte Grundrezept aus einer Zeitschrift, die sich damit rühmt, dass auf den Fotos nix mit Binderfarbe und Klarlack geschönt wird, überdenkenswert. Vor allem wegen der fehlenden Sauce. Allerdings reizte mich der Gedanke, zu der Entenbrust Linsen in Kombination mit Äpfeln zu reichen. Gesagt, getan!

Für die 200 g Pardina-Linsen habe ich erst einmal 1 Möhre, 2 Schalotten sowie 1 Elstar-Apfel feinst gewürfelt und in Butter angeschwitzt. Kurz nach den Linsen kamen die dreifache Menge Apfelsaft sowie 3 Thymianzweige mit in den Topf und danach der Deckel drauf. Die nächsten 20 Minuten war sanftes Köcheln bei gelegentlichem Umrühren angesagt.

Bereits vorher hatte ich das Kartoffelgratin in den Ofen geschoben. Dies ist ein alter Weggefährte meiner „Entenbrust à l’orange à la manière Didi“. Für das Gratin schäle ich soviel Kartoffeln, wie in feine Scheiben geschnitten bequem in eine Auflaufform passen. Danach erhitze ich Milch und Sahne im Verhälnis 50:50. Die Menge soll aureichen, die Kartoffeln im Topf zu überschwemmen. Die Milchsahne würze ich mit 1 gepreßten Knoblauchzehe, Salz, weißem Pfeffer und Muskatnuß. Sobald die Milchsahne zu wallen beginnt kommen die Kartoffelscheiben dazu und kochen ca. 7 Minuten in der Flüssigkeit, die in dieser Zeit ein wenig sämig wird. Dann wird alles in die Auflaufform gefüllt und ca. 45 Minuten bei ca. 180° C im Ofen gegart.

Die – vorher auf der Fettseite rautenförmig mit einem scharfen Messer eingeschnitten – Entenbrüste, jeder Person am Tisch gönne ich ein Exemplar, werden nun in heißem Fett ca. 5 Minuten auf der Fettseite angebraten. Wie der Zufall es will, bin ich erst kürzlich in den Besitz eines Glases reinsten Butterschmalzes gelangt, das sich für diesen Arbeitsschritt hervorragend anbietet. Nachdem die Fettseite ein wenig Farbe angenommen hat, werden die Entenbrüste in einer feuerfesten Form, die später nochmal zum Einsatz kommt, zwischengelagert und ein Großteil des Bratfetts entsorgt.

Danach kommen die Entenbrüste mit der Fleischseite nach unten in die Pfanne und werden jeweils mit einem ordentlichen Schuß Calvados abgelöscht. Zusäztlich werden 200 ml trockenen Weissweins angegossen, und die Pfanne wird mit einem Deckel verschlossen. Dann die Hitze reduzieren und das Fleisch schmurgeln lassen. Nach ca. 10 Minuten die Entenbrüste wieder in die feuerfeste Form legen, mit Alufolie abdecken und kurz ruhen lassen. Nun folgende einige Schritte, die in der Praxis weitestgehend parallel erfolgen: Das Kartoffelgratin ist idealerweise kurz vor dem Finale, wird mit Alufolie abgedeckt und unter das unterste Backblech auf dem Ofenboden plaziert. Sodann wird der Grill im Ofen hochgefahren, bis die Grillschlange rot leuchtet. Zwischenzeitlich kommen in die Pfanne mit dem Weisswein 200 ml Apfelsaft und alles wird bei großer Hitze reduziert. 2-3 EL Honig und 1 große Prise Cayennepfeffer werden zum Würzen eingerührt.

Die Linsen haben nach knapp 20-minütiger Kocherei nahezu alle Flüssigkeit aufgesogen, sind noch bissfest und werden nun mit Balsamico und einem Schuß Apfelessig aromatisiert. Salz kann erstmals eingesetzt und zur Geschmacksabrundung genutzt werden. Während sich nun unter großer Hitze die Pfannenflüssgkeit (Wein und Apfelsaft) in Richtung leckere Sauce reduziert, werden die Entenbrüste auf der Fettseite mit grobem Meersalz bestreut und unter den Grill geschoben. Das Salz entzieht Flüssigkeit und trägt seinen Teil dazu bei, dass die Haut schön kross wird. Sollte der Pfanneninhalt zu stark einkochen, mit etwas Entenfond aufgießen und weiterblubbern lassen und final nach Bedarf mit Salz abschmecken.

Zur kulinarischen Punktlandung sind die Entenbrüste dann oben knusprig und innen noch rosa, die Sauce dickflüssig, die Linsen durch und das Gratin nicht zu trocken. Nun wird alles auf – idealerweise im Ofen vorgewärmten – Tellern schön angerichtet und serviert. Zum Servieren habe ich die Entenbrüste dünn aufgeschnitten, auf den Linsen drapiert und mit der Sauce begossen. All die Flüssigkeit, die beim Entenbrustaufschneiden anfällt, findet sich – selbstredend – in der Sauce wieder.

Fazit: „Donald mit Apfel“ kann in Zukunft hin- und wieder durchaus die Orangenvariante ersetzen. Und der Einsatz der Linsen macht aus diesem Gericht passend zur Jahreszeit ein richtiges Herbstmahl. Und wem die Apfelsauce zu süß werden sollte: mit herbem Cidre müsste das auch ganz wunderbar funktionieren…

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Es war einmal… eine Kochzeitschrift

Sonntag, 26. September 2010 14:06

Lieber Christoph,

mit dieser Zeitschrift, deren leckerer Titel an dieser Stelle nicht genannt werden soll, hat quasi alles angefangen. Die ersten Projekte der Analogen Küche hatten ihren Ursprung  in einem Exemplar der Zeitschrift, das ich Dir geschickt hatte. Was daraus geworden ist, kann man beim Estragonhuhn und den Basilikumgnocchi nachlesen. War nix. Aber wir waren nicht schlauer geworden.

Schon beim Studieren des Rezepts dachte ich: das geht gar nicht, schade um die schöne Ente. Aber ich lasse mich zuweilen ja gerne überreden. Zumal ich Ente schon sehr lange nicht mehr gemacht habe (dass ich aus der Übung bin, erkennt der geneigte Leser unschwer am Foto…)

Entenbrust auf Calvados-Linsen mit Kartoffelgratin sollte es also sein, nun gut. Ich mag Ente. Ich mag Linsen. Ich mag Kartoffeln.

Ich mag nicht: alles zusammen. Doch von vorn.

Wegen der vorgerückten Stunde am gestrigen Abend und der Ahnung, dass das nichts werden würde, habe ich mich ausnahmsweise genau an das Rezept gehalten. Sollte man nicht. Niemals. Nicht nur geht jegliche Kreativität flöten, nein, es ist auch frustrierend, dass die beschriebenen Abläufe umständlich und zeitraubend sind. Insgesamt habe ich fast zwei Stunden gebraucht, um das Gericht zuzubereiten. Sowas passiert mir bei solch vergleichsweise einfachen Dingen doch eher selten.

Das Entenbrustfilet hatte ich – wie das Steak neulich – über Tag nicht im Kühlschrank gelagert, sondern bei Zimmertemperatur. Dass das keine gute Idee war, hast Du mir leider erst verraten, als es schon zu spät war. Danke für den Tip, dass sich die Haut von gekühlter Entenbrust wesentlich leichter einritzen lässt. Ich zweifelte schon an meinen schärfsten Messern.

Während das Kartoffelgratin aus (ich kochte nur für mich alleine) zwei in dünne Scheiben gehobelten Kartoffeln, 1/2 Knoblauchzehe, 1 EL Olivenöl, Salz und Pfeffer mit einer Haube aus geraspeltem Käse bei 175 ° im Ofen vor sich hingarte und die Linsen zusammen mit Schalotten, Möhren, Äpfeln  und Thymianstielen im Topf schmorten, hatte ich genügend Muße, gefühlte 98 Federkiele aus der wabernden Haut der Entenbrust zu zupfen. Ehrlich gesagt hatte ich da schon keine Lust mehr.

Als die Kartoffeln und die Linsen fast so weit waren, habe ich meine Gusspfanne mit ein wenig Butterschmalz darin ordentlich aufgeheizt. Die Entenbrust auf der Hautseite hineingelegt und – wie im Rezept beschrieben – vier Minuten gebraten. Knusprig sollte die Haut danach sein. War sie aber nicht. Also habe ich weitere vier Minuten abgewartet und das Filet dann kurz auf der Fleischseite gebraten. Anschließend habe ich es in Alufolie verpackt in den Ofen gelegt und eine Viertelstunde gewartet. Das Resultat war für meinen Geschmack noch zu rosa und die Fettseite viel zu wabbelig. Daran haben sich dann Katz und Hund gütlich getan, denen das überhaupt nichts ausmachte.

Mein Resümee:

Entenbrust braten will gekonnt sein.

Ohne Sauce ist Ente doof.

Die Linsen waren recht lecker. Das Gratin auch. Aber es passte alles nicht zusammen, weil jedes Teil für sich sehr intensiv schmeckte.

Es kann nur besser werden.

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Eine dicke Scheibe Chartier

Freitag, 17. September 2010 10:41

Liebe Andrea,

hatte ich Dir schon erzählt, dass ich während meiner Zeit in Paris ein ausgelagertes Esszimmer hatte?  Ein Besuch im Chartier gehört bei meinen Reisen nach Paris mittlerweile ebenso dazu, wie Milchkaffee trinken, Métro fahren und zumindest einen Blick auf  Sacré-Cœur oder den Eiffelturm zu erhaschen.

Das Chartier strahlt diesen morbiden Glorienglanz vergangener Zeiten aus, in denen die Pariser Bistros noch die Grundversorgung der Menschen in den einzelnen Stadtvierteln sicherstellten. Die phantastische Inneneinrichtung und manch weißgeschürzter Garçon erinnern an diese „gute alte Zeit“.

Natürlich war ich auch letzten Monat wieder im Chartier, als ich wegen der Messe „Maison & Objet“ nach Paris reisen durfte. Da mein Herzblatt, die ich schon zigmal dorthin ausgeführt habe, auch etwas vom Chartier-Flair haben sollte, habe ich den Hauswein kurzerhand exportiert und daheim mein Leib- und Magengericht „Steak au poivre“ für die Analoge Küche nachgebaut. Dieses Steak steht eigentlich immer auf der Karte und wird eigentlich immer von mir bestellt, wenn ich im Chartier bin.

Für mein „Analoges Steak“ habe ich mich jedoch für eine dicke Scheibe Entrecôte entschieden, da dies wunderbar fettdurchmasert ist. Das ist gut für den Geschmack und hält das Fleisch beim Braten davon ab, auch nur daran zu denken, trocken zu werden. Die gusseiserne Pfanne heize ich mit ordentlich Fett schön hoch. Zum Braten mag ich Biskin mit extra Butteraroma recht gerne, es brät sich aber auch mit reinem Sonnenblumenöl gut. Das zimmerwarme (!) Steak kommt dann in die Pfanne, brutzelt und sprotzelt ordentlich vor sich hin und wird dann – je nach Dicke der Scheibe – gewendet. Danach die Herdtemperatur ein wenig drosseln und, nachdem auch die Steak-Rückseite eine passable Farbe angenommen hat, das Steak aus der Pfanne nehmen und in Alufolie einwickeln.

Das Bratfett aus der Pfanne gießen, den Bratensatz mit Portwein ablöschen und mit Einsatz eines Kochlöffels vom Pfannenboden lösen. Dazu kommen dann noch ca. 200 ml Sahne, 1 EL Amora-Senf und 2 TL eingelegte grüne Pfefferkörner inklusive etwas Einlegesaft. Alles mit einem Schneebesen verrühren und sämig einkochen lassen. Kurz vor Ende der Garzeit dann das Steak auswicklen und wieder in Pfanne legen. Den Steaksaft aus der Alufolie nicht entsorgen, sondern mit in die Pfanne gießen. Das Fleisch einmal wenden bzw. je nach gewünschtem Garpunkt noch etwas in der Pfanne ziehen lassen.

Als Beilage zum Steak habe ich mich für Pommes Soufflées entschieden, die im Idealfall fluffig-kross aufgehen, wie manche Kartoffelchips. Am gewünschten Endergebnis muss ich jedoch noch mal arbeiten. Theoretisch gehen die Dinger so: Kartoffeln schälen und in 3 mm breite Scheiben schneiden. Die Scheiben unter Wasser kurz abwaschen und trockentupfen. Dann Öl in einem Topf oder einer Fritteuse erhitzen und die Kartoffelscheiben portionsweise frittieren. Dabei immer die Scheiben für einige Sekunden ins Fett geben, herausnehmen, abtropfen und abkühlen lassen, wieder rein ins Öl und goldbraun frittieren. Wieder rausnehmen und auf Küchenkrepp zwischenlagern, bis alle Kartoffelscheiben so vorgegart sind. Dann das Öl nochmal schön aufheizen und die Scheiben portionsweise hineingeben. Und dabei plustern sich die Teile dann auf. Herausnehmen, abtropfen lassen, salzen, servieren.

Soviel zur Theorie. Auch, wenn meinen Kartoffeln beim finalen Aufplustern etwas die Luft ausging: geschmeckt hat es allemal. Fast so, wie im Chartier – nur… besser!

Für alle Paris-Reisenden mit Appetit und Lust auf ein tolles Lokal:

Le Bouillon Chartier
7, Rue du Faubourg Montmartre
75009 Paris, Frankreich

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Ich will auch nach Paris

Freitag, 17. September 2010 8:09

Lieber Christoph,

mein Neid war Dir gewiss, als Du neulich in eine meiner Lieblingsstädte gefahren bist. Ich war seit fast zwanzig Jahren nicht mehr dort und möchte doch so gerne noch einmal. Vielleicht klappt’s ja noch in diesem Leben. Und bis dahin wüssen wir eben Gerichte aus Deinem Lieblingsrestaurant nachkochen.

Steak soll es also geben, mit einer leckeren Senfsauce, dazu Kartoffelgratin und – aus Verzweiflung, weil er wegmusste – Blumenkohl.

Dazu habe ich ein schönes Stück Rinderhüfte von gut 250 Gramm in geklärter Butter scharf angebraten. Wieso habe ich bisher eigentlich immer Butterschmalz im Laden gekauft? Es ist wirklich kein Hexenwerk, mal eben ein Stück Butter zu schmelzen und nur das Fett abzunehmen. Das Steak hatte ich schon morgens aus dem Kühlschrank geholt und bis zur Verarbeitung am Abend im kalten Backofen zwischengelagert (sonst hätten sich meine Katzen wohl daran gütlich getan). So hatte das Fleisch für die Zubereitung die optimale Temperatur.

Als das Fleisch eine schöne Kruste bekommen hatte, habe ich es in Alufolie gewickelt zu dem Kartoffelgratin für ein paar Minuten in den Backofen gelegt.

Heraus kam ein Steak, das ganz nach meinem Geschmack war: ziemlich englisch und ziemlich lecker. Mit Salz und Pfeffer habe ich es erst nach dem Braten gewürzt. Ob man es besser vorher würzt oder nicht, daran scheiden sich wohl die Geister.

Den Blumenkohl habe ich in einem Dämpfeinsatz über kochender Gemüsebrühe gegart und die Senfsauce, gerührt und aufgekocht aus dem Bratfett, 1 EL Dijonsenf und einem Becher Schlagsahne passte ganz hervorragend dazu.

Bon appétit!

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