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Die Art der Tarte

Montag, 26. September 2011 21:27

Liebe Andrea,

wie Du weißt, bin ich ein überzeugter Koch, aber ein noch gar nicht so überzeugter Bäcker. Diese genauen Maßangaben, an die man sich besser auch halten sollte. Diese zur Untätigkeit verdammte Wartezeit – auch Backzeit genannt – auf der anderen Seite der Backofentüre. Dieses nicht mal schnell nochmal abschmecken und umrühren können. All das flößt mir bei jedem Backrezept eine gehörige Portion Respekt ein. Umso glücklicher bin ich immer, wenn mal wieder etwas gelungen ist, auch halbwegs, und so mag ich gerne meinen Küchenmonolog über die

Französische Apfeltarte

mit Dir teilen. Das Besondere an diesem Kuchen ist ein hauchdünner Mürbeteig, auf dem die geschmacklich ausgereiften Äpfel so richtig zur Geltung kommen. Mit dem Geschmack einer rundum gelungenen Apeltarte verbinde ich wunderschöne Aufenthalte in der Normandie und üppiges Essen, nach dem dann ein – hie und da mit Calvados flambiertes – Stück Tarte den Abend beschloss (ok ok, ganz final stand dann dort meist dann noch ein Glas Calvados auf dem Tisch).
Für den Mürbeteig habe ich 200 g Mehl mit 150 g Butter, 15 g Zucker, 1 Prise Salz und 1 Eigelb verknetet. Während des Knetens (per Hand) kamen dann noch ca. 2 EL kaltes Wasser dazu, bis der Teig geschmeidig und ohne zu krümeln zu einer Kugel geformt werden konnte. Die (etwas flachgedrückte) Kugel gehört dann für mindestens ½ Tag in den Kühlschrank und darf sich dort gedanklich auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereiten.

Nach der kühlen Ruhezeit wird der Teig mittels Teigrolle flach(st) ausgerollt und in eine vorher mit Butter gefettete Tarteform gelegt. Profis schaffen das, indem sie den Teig über die Rolle drehen und dann in die Form gleiten lassen. Ich habe dann – einmal mehr – den Teig in der Form mit dern Händen in Position gewalkt und gedrückt. Daraufhin werden geschälte und geviertelte Äpfel dachziegelförmig in den Teig gedrückt. Wenn der äußere Apfelschnitzring im Uhrzeigersinn angeordnet wird, folgt der innere Ring der entgegengesetzten Richtung. Dann habe ich 1 Eigelb mit ein wenig Milch verrührt und die Apfelstücke damit eingepinselt – das macht später dann eine schöne Farbe.
Die Tarte wird dann im auf 200°C vorgeheizten Ofen ca. 50-55 Minuten gebacken. Ganz wichtig ist es, so zumindest das mir vorliegende Familienrezept, die Tarte auf dem unteren Boden des Backofens zu platzieren.



Nach Ende der Backzeit kann man die Tarte etwas auskühlen lassen und optional, so die ganze Geschichte a weng zu trocken geraten sein sollte, mit Apfelkompott einstreichen. In der „extended version“ kann man auch noch Mandelstifte mit Zucker in einer Pfanne karamelisieren lassen und über die Tarte streuen – muss aber nicht. Trotz ausreichender Feuchtigkeit habe ich dann doch zum zusätzlichen Fertigmus gegriffen und fand dies durchaus wohlschmeckend.
So schnell kommt man dann noch nicht einmal mit den etablierten Verkehrsmitteln auf einen Kurzbesuch in die Normandie!

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Spanisches Bauern-Omelett

Sonntag, 18. September 2011 20:50

Liebe Andrea,

es gibt Dinge, vor allem aus dem Bereich Essen und Trinken, die hören sich in anderen Sprachen einfach mehr sexy an. Pino Griggio ist so ein Beispiel. Das deutsche Pendant hat in jüngerer Vergangegenheit in Sachen Qualität zwar vom einen oder anderen Winzer Pluspunkte erhalten, das schnöde Wort Grauburgunder hat rein phnonetisch gegen den Griggio jedoch wenig entgegenzusetzen. Gleiche Zutat, andere Bezeichnung also. Denken wir bei Zwiebeln, Kartoffel und Eiern an die deutsche Küche wird schnell ein Bauernomelett draus. Mit den gleichen Zutaten jedoch lässt sich aber auch eine veritable

Tortilla Espanol

herstellen, quasi ein spanisches Kartoffel-Omelett. Dazu nehme ich immer halb soviel Zwiebeln wie Kartoffeln. Die Zwiebeln schäle und halbiere ich, dann schneide ich jede Hälfte in 3-4 Streifen. Die geschälten Kartoffeln schneide ich in streichholzdicke Scheiben.
Kartoffelscheiben und Zwiebelstreifen schwitze ich dann unter stetem Rühren mit ausreichend Olivenöl und bei moderater Hitze in einer Pfanne an. Das nimmt ca. 15-20 Minuten in Anspruch. Der Pfanneninhalt darf dabei eine sanfte Bräune annehmen und die Kartoffeln ungefähr al dente werden. In der Zwischenzeit habe ich 3-4 Eier verquirlt und ordentlich mit Salz und Pfeffer gewürzt. Nun kommt der Punkt, an dem Bauern-Omelett und Tortilla Espagnol getrennte Wege gehen: Denn der Pfanneninhalt kommt in die Rührschüssel zu den Eiern und wird dort solange vermengt, bis Kartoffeln und Zwiebeln gleichmässig mit Ei überzogen sind. Danach kommt die Eier-Kartoffel-Zwiebel-Mischung zurück in die Pfanne, in der alles bei sanfter Hitze stocken darf. Jetzt folgt ein mitunter waghalsiges Wendemannöver, bei dem die Tortilla gewendet werden muss. Am praktikabelsten für mich hat sich bislang immer noch ein großer Teller erwiesen, der auf die gestockte Masse gelegt wird. Nun halte ich die Hand mit einem Küchenhandschuh flach über den Teller und wende die komplette Pfanne. In der Regel kann die halbfertige Tortilla darauf dann am Stück und in einem Rutsch zurück in die Pfanne gleiten und bei unverändert milder Hitze fertiggaren.



Zu Zeiten, in denen ich noch unbewußter zu Fleischfertigprodukten griff, schmeckte mir Kesselsülze mit reichlich Remouladen-Sauce hervorragend zur Tortilla (und kommt diese aus „guter“ Produktion, mundet mir dieses deutsch-spanische Cross-Over natürlich auch noch heute). Heuer jedoch tut es ein grüner Salat auch. Oder wir genießen die Tortilla wie diesmal ganz pur, so wie sie ist. Als Tapas oder Hauptgericht, Hauptsache: lecker!

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Die süßen Seiten eines kühlen Julitages

Montag, 25. Juli 2011 10:51

Liebe Andrea,

einmal mehr stand das Wetter Pate bei dem vorliegenden Küchenmonolog. Denn wenn die Temperaturen an einem Sonntag im zweiten Julidrittel nur mit äußerster Mühe die 16-Grad-Grenze erklimmen, bedarf es gezielter Gegenmaßnahmen. Und diese fruchteten bei uns in Form von

Kaiserschmarrn

Die österreichische Küche ist ja reich an wohlschmeckenden und wohltuenden Mehlspeisen. Ob die dort wohl auch so mieses Wetter haben? Egal, aber so eine Süßspeise lässt die äußeren (Witterungs-)Umstände schnell vergessen.

Für den Teig habe ich erst einmal 4 Eier in weiß und gelb getrennt. Die Eigelbe habe ich mit 30 g Zucker, 1 Tüte Vanillezucker, 110 g Mehl (mehr hatte ich nicht mehr) und 250 ml Milch schaumig gerührt. Danach wurde das Eiweiß mit 1 Prise Salz sowie 1 TL Zucker steif gequirlt und vorsichtig unter die Eigelbmasse gerührt. Nirgendwo bei meiner vorherigen Rezeptrecherche fand ich einen Hinweis darauf, dass der Teig erst einmal in Ruhe vor hin gehen solle – also habe ich gleich weitergemacht und in einer großen beschichteten Pfanne ein großes Stück Salzbutter aufgeschäumt.

Auch war mir nicht danach, nun Kaiserschwarrn portionsweise zuzubereiten. So kam die komplette Teigmasse in die Pfanne, durfte bei mittlerer Hitze sanft stocken und auf der Unterseite gold-braun werden. Mit einem Pfannenwender teilte ich hernach den Teigfladen in vier Stücke und wendete diese. Als auch deren Unterseiten goldig wurden, fuhr ich mit dem spitzen Ende des Teigschabers so lang durch die Pfanne, bis ich lauter daumengroße Stücke vor mir in der Pfanne liegen hatte. Diese schwenkte ich noch ein wenig hin und her und verteilte den kaiserlichen Schmarrn auf Teller. Noch schnell ein paar süße Erdbeeren zur Garnitur bereitgelegt und alles mit ordentlich viel Puderzucker besiebt.



Nebenher gab’s am Tisch dann auch noch Apfelmus dazu, was sehr gut passte. Und gegen Ende des Tellers war das bis dato vorherrschende Wetterthema weit weg und nur noch Nebensache.

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Omelette-Quickies

Freitag, 13. Mai 2011 15:53

Lieber Christoph,

heute Mittag galt es, möglichst flotti galoppi drei hungrige Mäuler zu stopfen. Eine Anregung hierfür kam aus dem neuen Jamie Magazin, das ich gestern gekauft habe. Eine wirklich schöne Kochzeitschrift ist das, gut gemischte Rezepte, schöne Bilder, gute Haptik. Aber genug der Werbung.

Mini-Frittatas

sollte es geben.

Hierfür habe ich 5 große Eier mit 100 ml Milch verkleppert, 1 EL Schmand dazugegeben sowie 3 EL frisch geriebenen Parmesan. Salz und Pfeffer kamen als Würze dazu.


Die Eiermilch wird dann in einer 12-er Muffinform verteilt. Ich habe Papierförmchen eingelegt, weil ich dachte, dass die Eiermasse selbst in einer gut gefetteten Form zu sehr kleben würde.

Füllen kann man die Frittatas mit allem, was zu Eiern passt. Wir hatten eine Füllung aus Tomaten und Basilikum, eine aus scharf angebratenen Champignonwürfeln mit Knoblauch und Thymian und eine aus Schnittlauch und Kartoffeln, die ich schon gestern zusammen mit den Spargelkartöffelchen vorgekocht hatte.

Das Ganze kommt dann für ca. 25 Minuten in den auf 200 ° vorgeheizten Backofen. Leicht abkühlen lassen, damit die Frittatas sich leichter aus der Form lösen und dann genießen. Sie schmecken auch kalt sehr gut, für die Brotdose oder fürs Picknick im Grünen.

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Wohlschmeckendes von der Stange

Freitag, 13. Mai 2011 10:27

Liebe Andrea,

vor allem liebe ich am Spargel, dass er ein echtes Saisongemüse ist. Und im relativ knappen Zeitfenster des Spargels lassen wir uns schon das eine oder andere Mal die frischen Stangen schmecken. Für den

Spargel mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise

braucht es auch gar nicht vieler Zutaten: Spargel (ca. 1,2 Kilo für drei Esser), Kartoffeln, 3 Eier, 1/2 Pfund Butter, 300 ml Wein, 1 Zwiebel, Estragon, Salz, Pfeffer, Zucker. Von letzterem kommen 1-2 TL neben ein wenig Salz ins Spargelwasser. Da auch meine Hollandaise eigentlich eine Ratz-Fatz-Sauce ist, stelle ich sie an dieser Stelle gerne nochmals vor: als erstes setze ich Weißwein mit einer grob gewürfelten Zwiebel, 10 Pfefferkörnern und 2 EL Estragon auf und reduziere alles bei mittlerer Hitze auf ca. 4 EL Flüssigkeit. Diese Reduktion verschneebese ich dann mit 3 Eigelb in einem Topf, bis alles schön schaumig ist. Den Topf ziehe ich immer wieder von der auf kleinste Stufe geschalteten Herdplatte. So erwärmt sich der Topfinhalt langsam und wird vor allem nicht zu heiß. Danach kommt ein halbes Pfund geschmolzener, nicht geklärter Butter und stetem Rühren mit dem Schneebesen dazu. Der Topf wird dabei immer wieder kurz auf die Herdplatte geschoben und für einen Moment wieder weggezogen. Nach meinem Geschmack passen 2 EL getrockneter Estragon ganz hervorragend dazu und darein, auch wenn’s dadurch dann tendenziell eine Sauce Bearnaise wird. Am Ende, wenn Spargel und Salzkartoffeln gar sind, schmecke ich die Sauce mit Cayennepfeffer, Salz und ein wenig Zitronensaft ab. Die Sauce hat den Idealzustand erreicht, wenn man der gefüllten Sauciere mit den Fingerknöcheln auf den Boden klopft und ein „hohles Geräusch“ ertönt.



Danach geht es immer ganz schnell, denn jeder stürzt sich auf Spargel, Kartoffeln und Sauce. Und lässt es sich schmecken. Ein wunderbares vegetarisches Gericht, zu dem natürlich auch ein ordentliches Stück Fleisch passt. Muss aber nicht.

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Exkursion ins Heilige Ländle

Montag, 28. März 2011 8:33

DIESER BEITRAG ENTHÄLT WERBUNG.

Liebe Andrea,

nachdem uns die letzte Küchenanalogie in die Dönerbude um die Ecke führte, stand für den nächsten Küchenmonolog eine nicht minder exotische Reise auf dem Speiseplan:

Käsespätzle mit geschmälzten Zwiebeln

Wenn wir uns schon an die türkische Küche wagen, können wir beim kulinarischen Blick über den Tellerrand auch ruhig einmal den Spätzle-Äquator überschreiten. Da jeder Schwaben-Haushalt über mindestens drei Spätzle-Rezepte verfügt, ist es einerseits schwierig, ein Patentrezept für Spätzle zu finden. Andererseits wird so der „Freestyle“ in der Küche gefördert – und das kommt mir doch sehr entgegen.

Der Teig also ist der heilige Gral, den es zu entschlüsseln gilt. Ich habe mit 4 Eiern, ca. 220 g Mehl und 1 TL Salz eine gute Mischung gefunden, die ich per Hand und einem Holzlöffel zu einer geschmeidigen Masse gerührt habe. Wenn ich mich schon als Nicht-Schwabe an ein Nationalgericht begebe, wollte ich es mir jedoch nicht auch noch anmaßen, die Spätzle vom Brett zu schaben. Ich habe mich lieber für einen handelsüblichen Spätzle-Hobel entschieden, mit dem der Teig ohne großen Aufwand in den darunter liegenden Topf mit kochendem Salzwasser gehobelt wird. Die so entstehenden Knopf-Spätzle schwimmen nach kurzer Kochzeit an der Oberfläche, können mit einer Schaumkelle prima entnommen, in einer Schüssel mit Wasser kurz zwischengelagert und dann abgegossen werden.

Zur Weiterverarbeitung habe ich eine Auflaufform eingefettet und dann schichtweise Spätzle – mit ein wenig Brühe benetzt und mit Pfeffer gewürzt – und geriebenen Emmentaler eingebettet. Die insgesamt dritte Lage habe ich mit Käse abgeschlossen und die Form für ca. 20 Minuten in den auf 200° C vorgeheizten Ofen geschoben.

Während aus den Spätzle nun Käsespätzle werden ist Zeit genug für zwei elementare Beilagen: geschmälzte Zwiebeln und Salat. Für die Zwiebeln habe ich 5-6 Zwiebeln geschält, halbiert, in Ringe geschnitten und mit 50 g Butter bei 3/4-Temperatur in der Pfanne zubereitet; halb geröstet, nicht zu glasig, nicht zu schwarz.

Auf den Tellern habe ich dann die Käsespätzle mit den Zwiebeln samt Butter und frischem Schnittlauch vereint. Den Feldsalat habe ich mit einer Walnussessig-Vinaigrette versehen. Die Menge der Vinaigrette kann man ruhig großzügig anlegen, da diese auch prima zu den Spätzle schmeckt.

Zu Tisch gab’s dann ein frohes „An Guada!“ und einen trockenen Rotwein. Und auf die Frage nach einem Nachschlag hallte mir dann noch ein „Ha, i hen mi net noi sage here!“ durch den Kopf …

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Nur nichts überstürzen!

Mittwoch, 15. Dezember 2010 23:44

Liebe Andrea,

als gäbe es derzeit nicht schon süßes Zeug genug – aber es war mal wieder an der Zeit, einen großen Klassiker der französischen Desserts herauszukramen und in den Ofen zu schieben:

Crème renversée au caramel

Auch bekannt als Creme Caramel, Crèma au caramel oder Flan. Besonders überrascht war ich, wie einfach doch diese Köstlichkeit zuzubereiten ist. Und schön ist, dass man gleich einen ganzen Schwung dieser wohlschmeckenden Nachspeisen zubereitet. Fast also wie beim Plätzchenbacken.

Und wie bei allen (süßen) Dingen, die ich in den Ofen schiebe, halte ich mich schon recht nah am Rezept. Aber anstatt Vanillezucker habe ich dann doch lieber zur echten Bourbon-Vanille gegriffen und die aufgeritzte und mit einem Löffel ausgekratzte Schote nebst Auskratzsamen in 100 ml Sahne und 400 ml Milch aufgekocht und ziehen lassen.

Während sich Milchsahne und Vanille bei sanfter Hitzezufuhr einander annäherten, kamen 6 Eier mit 3 EL Zucker in einer Schüssel zusammen und wurden mit einem Schneebesen ordentlich verrührt.

Ein besonderes Augenmerk bei diesem Dessert liegt auf dem Karamell. Mit Wehmut erinnere ich mich an den allerersten Versuch, Karamell herzustellen – eine im wahrsten Wortsinne bittere Erfahrung. Denn die 5 EL Zucker, die in dem zerlassenen 1 EL Butter eingerührt werden, müssen unter ständiger Beobachtung und Rührung bleiben. Nur zu dunkel darf bei mittlerer, aber auch nicht zu schwacher, Hitze der Zucker nicht werden. Sobald der Zucker geschmolzen ist und sich ein schöner Bräunungsgrad (Karamell halt) eingestellt hat, werden eine Tasse oder 50 ml Wasser zugegossen. Erst dann merkt man, welch ungeheure Hitze in der klebrigen Masse steckt! Bei mir hat sich bei der Wasserzufuhr spontan ein Riesenplacken Zucker als feste Platte gebildet, der sich jedoch nach und nach unter Rühren und Hitze auflöste. Jetzt heißt es, auch hier den richtigen Zeitpunkt zu erwischen; schön braun, aber nur nicht zu dunkel und damit bitter werden lassen. Sobald die Karamellmasse eine geschmeidige Viskosität erlangt hat, wird sie in bereitstehende Ramequin-Förmchen gefüllt, ca. 2 EL pro Form. Die Karamellmasse eventuell durch Schwenken auf dem Förmchenboden verteilen und erkalten und damit festigen lassen.

Danach wird die mittlerweile entstandene Vanillemilchsahne unter Rühren zu der Zucker-Ei-Mischung gegeben und auf die Förmchen verteilt. Das Rezept ist an dieser Stelle überproportioniert: denn nach dem Füllen meiner sechs Förmchen blieb noch genügend Eiermasse für zwei flache breite Schälchen, in denen dann die Basis für eine Crème brulée entstand; aber das ist ein anderes Kapitel.

Meine Karamell-Förmchen standen in einer Auflaufform bereit, in die ich – nach dem Einfüllen der Eier-Milch-Mischung – heißes Wasser bis auf halbe Förmchenhöhe angoss. Danach kam alles bei 180° C in den Ofen. Das war zwar eigentlich viel zu heiß, aber nach 40 Minuten Garzeit nicht kriegsentscheidend (150° C bei 45 Minuten sind jedoch wohl die optimalere Temperatur-Zeit-Kombination). Wichtig ist, dass das Wasser nicht kocht und die Eier-Milch-Masse langsam stockt.



Nach dem Wasserbad im Ofen habe ich die Förmchen mit Alufolie abgedeckt und draußen auskühlen lassen. Zum Servieren fährt man dann zuerst mit einem kleinen scharfen Messer um die Innenwand eines jeden Förmchens. Wenn das Karamell ordentlich fest ist, kann man das Förmchen mit dem Boden vorher auch noch kurz in heißes Wasser tunken. Dann geht es ans Stürzen: Entweder ist man mutig und stürzt das komplette Förmchen auf einen Teller. Oder man legt den Teller vorher darüber und dreht beides gemeinsam um 180°. Idealerweise löst sich die Milchcreme geschmeidig aus dem Förmchen und wird vom Karamell bedeckt und umspült. Mit verträumten Blick gelöffelt versteht man dann, warum die Crème Caramel ein in vielen Haushalten Frankreichs hoch geschätztes Dessert ist.

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Jäger des verlorenen Eies

Dienstag, 2. November 2010 19:48

Lieber Christoph,

gestern Abend erreichte mich der Hilferuf eines Bekannten. Er habe den Auftrag bekommen, für ein wichtiges Essen pochierte Eier zuzubereiten, habe unser Blog nach einem Rezept hierfür abgesucht, aber leider keines gefunden. Ob ich mit entsprechendem Wissen aushelfen könne?

Konnte ich nicht, ich habe in meinem ganzen Leben noch keine pochierten Eier gegessen. Und ich war sicher, dass jeglicher Versuch, Eier auf diese Weise zuzubereiten, misslingen müsste, so dass sie am Ende höchstens den Katzen als abendliche Leckerli-Ration dienen könnten.

Aber: Versuch macht kluch. Ich googelte mir ein paar Informationen zusammen und so gab es heute bei uns

Eier Benedikt

Zum Originalrezept gehört eine Sauce Hollandaise. Auf der Suche nach einem geeigneten Rezept hierfür, stieß ich beim Chefkoch auf eine Turbo-Version, die ohne Wasserbad auskommt. 2 Eigelb werden zusammen mit 1 EL Zitronensaft und 1 EL Sahne oder Crème fraȋche in einem hohen Becher mit dem Pürierstab glatt gerührt. Dazu kommen dann 100 g zerlassene Butter, die man – wie bei der echten Hollandaise – in einem feinen Strahl in die Eimasse gibt, während der Pürierstab weiterläuft. Salz und Pfeffer kommen dazu und das war’s! Für den guten Geschmack und weil ich Nachholbedarf beim Verzehr von Estragon habe, durften noch ein paar frische Estragonblättchen und 1 TL Dijon-Senf dazu. Fertig war die Fake-Béarnaise.

Die Sauce habe ich auf der kleinsten Stufe im Topf erwärmt und immer mal umgerührt, damit sie nicht ansetzt. Ehrlich: In der Zeit, die diese äußerst leckere Sauce bis zur Fertigstellung benötigt, kann man nicht zum Kolonialwarenladen laufen und dort eine Fertig-Hollandaise kaufen (deren Geschmack sowieso eher zum Davonlaufen ist).

Frisches Weißbrot wurde getoastet, eine Scheibe gekochter Schinken kam darauf. Dann wurde es spannend.

Ich habe in meiner Wokpfanne einen Liter Wasser zusammen mit 3 EL Weißweinessig aufgekocht, dann die Hitze runtergedreht, bis das Wasser nur noch sanft blubberte. Ein Ei habe ich vorsichtigst in eine Suppenkelle aufgeschlagen (das Eigelb darf nicht kaputtgehen). Das Ei durfte dann in das simmernde Wasser gleiten. Quasi ohne Verzögerung begann das Eiklar zu stocken. Mit Hilfe eines Esslöffels habe ich das Eiklar um das Eigelb herum gelegt, so dass es nicht zu sehr aus der Form geriet. Nach etwas weniger als drei Minuten hob ich das Ei mit einer Schöpfkelle aus dem Essigbad und heraus kam dies:



Ich habe selten einen so leckeren Imbiss gegessen. Das Eigelb war von perfekter Konsistenz, nicht zu hart, nicht zu weich und die senfige Sauce passte äußerst gut zu Schinken und Ei.

Das war zwar das erste, aber mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass ich Verlorene Eier zubereitet habe, daher vielen Dank nach Wiesbaden fürs Nachfragen und Anregen.

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Seelentröster

Sonntag, 17. Oktober 2010 17:34

Lieber Christoph,

besondere Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und in solchen Momenten braucht man ganz dringend einen Seelentröster, und zwar in Form von feinstem Käsekuchen. Das idiotensichere Rezept hierfür stammt aus einem meiner ältesten Koch-/Backbücher.

Man bereitet einen Mürbeteig zu. Für die Süße kommen zu dem üblichen Rezept noch 50 g Zucker dazu. Eine Springform wird damit ausgekleidet und der Teig darf ruhen. Nach einer guten halben Stunde wird er blindgebacken, und zwar bei 180 Grad für 15 Minuten.

In der Zwischenzeit bereitet man die Käsecreme zu, die deftig und kalorienreich ist. 7 Eier werden getrennt, das Eiklar wird mit etwas Zucker zu einem festen Schnee geschlagen. Hier leistet  meine Küchenmaschine sagenhafte Dienste, denn sie schlägt den Schnee so fest, dass man Dinge darauf ablegen kann.  500 g Quark (ob Magerstufe oder die ganz fettige Nummer bleibt dem eigenen Geschmack überlassen), 150 g Zucker, die abgeriebene Schale einer Zitrone, 3 TL Vanillezucker, je ein gehäufter EL Mehl und Speisestärke, das ausgekratzte Mark einer Vanilleschote und das Eigelb werden miteinander verrührt und zu einer schönen Creme aufgeschlagen. Anschließend wird der Eischnee untergehoben und die Masse auf den Teig gegeben.



Der Kuchen wird dann bei 180 Grad gute 40 Minuten gebacken. Sollte er unterwegs zu dunkel werden, kann man ihn mit Backpapier oder Alufolie abdecken. Abkühlen darf der Kuchen im Ofen, bei leicht angelehnter Tür.

Je nach Geschmack kann man ihn, wenn er abgekühlt ist, noch mit Puderzucker bestreuen. Oder man gibt Kirschen oder Rosinen in die Füllung. Oder man bereitet eine Mandelkrokantdecke zu. Oder man lässt ihn einfach so wie er ist. So mag ich ihn am liebsten. Auch, wenn er am Ende nur oberflächlich tröstet.

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Pasta, meine Pasta (1)

Donnerstag, 9. September 2010 15:54

Liebe Andrea,

für die einen ist es nur eine Beilage. Für andere lediglich „Primo Piatto“, also ein Gericht, nach dem es im Anschluß noch was „richtiges“ gibt. Für mich sind Nudeln, vor allem als Hauptgang, in nahezu jeder Zubereitungsform ein absolutes Leibgericht.

Da sich die einzelnen Nudelrezepte meist spontan ergeben oder zu profan sind, um sie analog zu kochen, stelle ich Dir in loser Folge meine kulinarischen Pasta-Highlights vor.

Los geht’s mit einem wahren Klassiker: Spaghetti alla carbonara!

Die für dieses Rezept notwendigen Zutaten sind recht überschaubar: neben den Nudeln braucht’s Speck, Eier, frisch geriebenen Käse, Knoblauch und – je nach Können – Sahne.

Zuerst wird der gestiftelte Räucherspeck in ein wenig Öl ausgebraten, dann aus der Pfanne genommen und auf Küchenkrepp zwischengelagert. Bis der Speck fertig ist, werden 3-4 Eier verkleppert und mit Salz, reichlich Pfeffer sowie ca. 50 g Parmesan gewürzt. Wenn Du sichergehen willst, daß die Eimasse später tendenziell eher nicht gerinnt, kannst Du hier auch 3 EL Sahne dazurühren. Im Speckfett werden nun 1-2 feinst gewürfelte Knoblauchzehen sanft angedünstet. Danach kommen die zwischenzeitlich in reichlich Salzwasser al dente gekochten Spaghetti in die Pfanne und werden im Knoblauch-Speck-Fett ordentlich gewendet. Und nun muss alles ganz schnell gehen: Denn zum einen sollen die Nudeln ja schön heiß serviert werden, zum anderen jedoch darf die Eimasse nicht zu heiß werden, da sonst das Derivatgericht „Pasta mit Omelette“ entsteht. Ich ziehe die Pfanne also erst einmal von der heißen Platte, gieße die Eimasse unter eifrigem Rühren dazu und mische die Nudeln solange durch, bis sie von einer cremig-feinen Sauce umhüllt sind.

Zum Servieren werden die Nudeln auf Teller verteilt, mit den Speckwürfeln bestreut und – ja nach Gusto – nochmals kräftig gepfeffert. Einen ordentlichen Berg frisch geriebenen Parmesan und/oder Pecorino dazu und der Pastaschmaus kann beginnen!

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