Beiträge vom März, 2020

Dem Benedict sein zweites Ei

Sonntag, 29. März 2020 17:54

Liebe Andrea,

seitdem Du Deine Version eines pochierten Eies in einem Küchenmonolog vorgestellt hast, ist nicht nur eine Menge Zeit vergangen, immerhin datiert Dein Beitrag Jäger der verlorenen Eies aus dem Jahr 2010! Nein, es sind auch viele Eier in meiner Küche durch diverse Kochtöpfe gewandert, beim Versuch, ein gescheites Ei pochiert zu bekommen. Und vor allem reproduzierbar hinzubekommen, denn gelungene Glücksfälle gab es zwischenzeitlich durchaus.

In verschiedenen Online-Tutorials denn habe ich eine für mich idiotensichere Methode entdeckt, Eier zu pochieren: In Frischhaltefolie. Dazu wir ein ca. 30 x 30 cm großes Stück Folie auf der Arbeitsfläche flachgestrichen, dünn mit Pflanzenöl eingerieben, in eine Tasse gelegt, 1 Ei hineingeschlagen und die Folie fest verknotet. Das Ergebnis sind später äußerlich relativ stabile Eier mir Flüssig-Eigelb, die zudem nicht nach Essigwasser schmecken.

Einmal also dem Geling-Geheimnis des pochierten Eies nähergekommen, nahm ich mich der nächsten Aufgabe an. Denn ein pochiertes Ei macht sich – Du weisst es seit langem – in einem

Egg Benedict

ganz besonders gut. Und auch für meine Variante dieses Klassikers habe ich eine klassische Sauce Hollandaise angerührt. Dafür stellte aus 1 Zwiebel (in Würfeln), 1 EL Estragon (getrocknet), 10 schwarzen Pfefferkörnern und 300 ml Weißwein eine Reduktion her. Die durchgesiebte Reduktion verklepperte ich – auf kleinster Flamme – mit 1 Eigelb und gab unter Rühren 250 g flüssige Butter dazu. Mit Zitronensaft, Salz und Cayennepfeffer abgeschmeckt war die Sauce auch schon fertig bzw. weiterverwendbar.

Meine zimmerwarmen „Folieneier“ garte ich für ca. 2-3 Minuten ein simmerndem Wasser, fischte sich dann aus dem Topf gefischt und schnitt die Folie unterhalb des Knotens auf. Auch eine weitere Beilage für mein Egg Benedict hatte ich kurz zuvor vorbereitet: frisch gebratenen Bacon, den ich auf Küchenkrepp zwischnelagerte. Räucherlachs ist hier auch eine feine Alternative.

Die für dieses Eierspezialität notwendigen Muffins habe ich der Reihe nach getoastet und angerichtet: ein Klecks Hollandaise auf die untere Muffinhälfte, das pochierte Ei darauf drapiert, zwei Schieiben Bacon darüber, noch einen Klecks Hollandaise und etwas frische Kresse oben drauf. Mit der oberen Muffinhälfte belegen – und mit vor Geschmacksglück verdrehten Augen genießen.
Auch nach gehörig langer Zeit wird aus so manch einem Küchenmonolog dann doch noch eine Küchenanalogie.

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Das brathähnigste Brathähnchen ever

Samstag, 28. März 2020 14:46

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Liebe Andrea,

meine Frankophilie im Kulinarischen zeigt sich nicht nur beim Frühstück, wenn ich ein Croissant – natürlich stückchenweise – in meinen Milchkaffee tunke und dies dann als vollwertige Mahlzeit betrachte. Auch beim sonntäglichen Huhn schlägt mein Herz regelmäßig voller Freude im Takt der Marseillaise.

Neben zahlreichen Varianten vom Coq au Vin habe ich mich sonntags in den letzten Jahren auch immer wieder an Brathähnchen aller Art versucht. Bei dem

Brathähnchen à la Clotilde

bin ich dem brathähnigsten Brathähnchen nun so ziemlich nahe gekommen.

In ihrem wunderbaren Blog Chocolade & Zucchini beschreibt Clotilde Dusolier verschiedene Hähnchenrezepte, zwei davon stellt sie u.a. auch in ihrem neuen Buch vor. Eine aus diesen Rezepten inspirierte Variante landete in den vergangenen Monaten immer wieder einmal auf unserem Esstisch.

Es geht los wie eigentlich immer: Mit dem allerbesten Geflügel, das sich auftreiben lässt. Das ist im Vergleich zu ehemaligen Käfiginsassen mehr als teuer, lohnt sich aber mit jedem Bissen. Hier blickt der Flexitarier in mir besonnen in die Runde: Lieber x-mal weniger, dafür dann aber richtig gut!

Mein Bio-Hähnchen mit knapp 1,7 kg habe ich mit dem Bürzel nach oben und zu mir zeigend auf ein Arbeitsbrett gelegt und mit einer stabilen Küchenschere rechts neben dem Hähnchenrückgrat aufgeschnitten; danach habe ich das Hähnchen um 180 ° umgedreht und den Scherenschnitt auf der anderen Seite des Rückgrats wiederholt (Linkshänder verfahren hier gerade andersrum). Der somit entfernte Rückenknochen nebst Haut und Fleisch eignet sich mit diversem Wurzelgemüse perfekt zum Kochen eines leckeren Fonds oder Süppchens.

Aber zurück zum Huhn. Das habe ich nun mit der Innenseite nach unten auf das Brett gelegt und von oben beidhändig plattgedrückt. Ja, dabei können durchaus (Hühner-)Knochen knacken, aber das Endergebnis liegt dann flach vor einem.

Nun kommt der große Auftritt der im voraus vorbereiteten Knoblauchbutter. Diese habe ich aus 50 g Butter, 2 Knoblauchzehen (durchgepresst), Meersalz, Piment d’Espelette, viel frisch gehackter Petersilie und 1 Spritzer Tabasco zusammengemischt. Fährt man nun von außen mit den Fingerspitzen vorsichtig unter die Haut des Hähnchens, kann man die Haut ganz einfach vom Hähnchenfleisch lösen. Und genau in diese Zwischenräume habe ich die zimmerwarme Knoblauchbutter nach und nach einmassiert.

In einer Reine habe ich dann geschälte und geviertelte Kartoffeln verteilt; die Menge hängt vom Appetit und der Anzahl der Mitesser ab. Die Kartoffeln habe ich nur leicht in Olivenöl gewendet, gerade so viel, dass sie später nicht am Boden der Reine ansetzen. Auf das Bett aus Kartoffelschnitzen platzierte ich dann das Flachhähnchen, mit der Hautseite nach oben. Die Haut rieb ich noch mit ein wenig Meersalz ein und schob die Reine für ca. 40 Minuten in den auf 180 °C vorgeheizten Ofen. Nach der Hälfte der Zeit habe ich den Ofen einmal geöffnet, um die Kartoffeln etwas im nun reichlicheren Fett zu wenden.

Das Ergebnis ist schlichtweg sensationell lecker! Das Huhn isst sich mit den mitgebratenen Kartoffeln geradezu von alleine, ein wenig Baguette für die ungeheuer aromatische (Fett-)Sauce und ein kühler Wein schaden jedoch nicht.

Und wenn etwas übrig bleiben sollte: Auch kalt schmeckt das Huhn am Folgetag immer noch richtig gut; ich bevorzuge dann zum kalten Gericht einen schön scharfen Senf.

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Sorgenfrei Pasta genießen – Pasta, meine Pasta (46)

Sonntag, 22. März 2020 13:36

Liebe Andrea,

Nudeln stehen bei mir immer hoch im Kurs. Und wer weiß: Vielleicht werden meine Pasta-Monologe irgendwann einmal (lieber in naher als in ferner Zukunft) dazu beitragen, verschiedene Überbestände zu reduzieren, die der ein oder andere im Affekt im Vorratsschrank angehäuft hat. Für meine

Tagliatelle mit Spinat

braucht man neben Nudeln nur wenig weitere Zutaten und auch nicht viel Zeit. 300 g frischen Spinat habe ich in einem großvolumigen Beutel erstanden, die Spinatblätter mit ein wenig Wasser in einen Topf mit Deckel gestopft und kurz gedünstet. Nach dem anschließenden Blanchieren und sanftem auspressen bleib nicht viel mehr als übrig als zwei Billardkugeln Spinat.

Eine dieser Spinatkugeln habe ich dann in eine Pfanne gegeben, in der ich zuvor 2 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten, in etwas Olivenöl angeschwitzt hatte. Da die Tagliatelle (3 Nudelnester Trockenware pro Person) bereits in ausreichend Salzwasser kochten, schöpfte ich vom Pastawasser zwei Schöpfkellen zum Spinat in die Pfanne und würzte mit etwas (Instant-)Hühnerbrühe und frischem Muskat.

Die noch nicht ganz al dente gekochten Bandnudeln mischte ich zum Spinat in die Pfanne und verrührte alles zusammen. Bis sich alles schon miteinander vermischt hatte, waren die Nudeln auf dem Punkt gegart. Als besondere Zutat hatte ich diesmal in einer separaten Pfanne 50 g Pinienkerne ohne Öl angeröstet. Auf den Tellern streute ich die gerösteten Pinienkerne über die Pasta und hobelte noch generös Pecorino darüber. Und schon das nächste Nudelgericht aus der Molochen Küche verzehrfertig auf dem Tisch. Ein krisenfestes und absolut leckeres Mahl in den eigenen vier Wändern.

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Klassiker der Neuzeit – Pasta, meine Pasta (45)

Samstag, 7. März 2020 14:45

Liebe Andrea,

Nachdem ich mich letztens erst mit One-Pot-Pasta in pastamässiges Neuland begeben hatte, folgte nun ein weiteres Nudel-Experiment in meiner monologen Küche. Eigentlich ist es ein Klassiker der Neuzeit, aber jede italienische Nonna würde die Hände gen Himmel recken, zum Rosenkranz greifen und den Allmächtigen anflehen. Die Rede ist von

Mac’n Cheese

oder Maccaroni mit ganz viel Käse und zusätzlicher Béchamel-Sauce. Ur-italineisch sieht anders aus. Aber dennoch hat diese Speise mittlerweile eine weltweit große Fangemeinde. Zeit also, einmal herauszufinden, warum dem so ist.

Auch ich saß stirnrunzelnd vor dem Rechner, als ich bei der Recherche nach ansprechenden Rezeptinspirationen immer wieder über die angeblich unerlässliche Béchamel-Sauce stolperte. Also habe ich diese erst einmal angerührt und dafür 50 g Butter in einem Topf schmelzen lassen, 50 g Mehl dazugerührt und – bevor alles Farbe annahm – 1/2 l Milch unter stetem Rühren dazugegossen.

In der Béchamel-Sauce habe ich dann ordentlich Käse versenkt und schmelzen lassen: 150 g Cheddar und 150 g Bergkäse, jeweils kleingeschnitten bzw. feingerieben.
Geschmacklich unerlässlich ist 1 EL Senf (mittelscharf), den ich unter die Käsesauce rührte. Final schmeckte ich mit ein Salz und ein wenig weißem Pfeffer ab.

Die weniger als al dente gegarten 250 g Hörnchennudeln – Reste von meiner letzten kulinarischen Exkursion zur One-Pot-Pasta, natürlich darf und soll man an dieser Stelle auch kurze Maccaroni nehmen – habe ich abgeschüttet, gut abtropfen lassen, in den Topf mit der Käse-Béchamel gegeben und alles gut verrührt.

Die Nudel-Saucen-Mischung füllte ich dann in eine gebutterte Auflaufform und streute generös 50 g Parmesan (frisch gerieben) und 50 g Semmelbröseln (frisch aus der Packung) darüber. Drei Butterflöckchen bildeten den Abschluss der Masse, die ich dann für knapp 25 Minuten in den auf 180° C (Umluft) vorgeheizten Ofen schob. 
Das Endergebnis war wie nahezu erwartet: Cremig, schlotzig, käsig, nudelig. Eigentlich auch richtig lecker. Die puren Pastagerichte aus good old Italy sind mit tendenziell dann doch lieber, aber alle anderen hier waren begeistert.

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