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Royales Huhn

Montag, 23. September 2013 22:55

Liebe Andrea,

am vergangenen Wochenende hatten wir endlich einmal wieder Zeit und Muße für einen ausgiebigen Marktbummel über den Erzeugermarkt auf der Frankfurter Konstablerwache. Das Schöne an diesem Markt im Speziellen ist: Dort dürfen die Marktbeschicker nur Waren feilbieten, die sie auch selber produziert haben. Es gibt dort folglich keine Bananen oder Kiwis. Aber dafür eine ganze Fülle leckerer und gesunder Dinge aus der Region.
Auch, wenn ich komplett für kommenden Wochen hätte einkaufen können, besorgte ich erst einmal etwas für diesen Wochenanfang. Und das nachweislich ehemals glückliche und freilaufende Maishuhn sollte etwas ganz Besonderes werden. Was lag da also näher als ein

Hähnchen im Champagner

Natürlich verhält es sich bei diesem Gericht so, wie mit der Mär des Champagner-Bades: Meist wird nur ein wenig Champagner in das Badewasser geschüttet (ein reines Champagner-Bad würde durch die Haut eingeatmet und zu argen gesundheitlichen Problemen führen) oder der Champagner gleich durch ein Derivat ersetzt. Im vorliegenden Fall griff ich zu einem wunderbaren Cremant, der dem einen oder andern Hausgast aus jüngerer Vergangenheit noch bekannt sein sollte…

Das Huhn mit 1,7 kg teilte ich zuerst einmal in sieben Stücke, die ich salzte und bis auf das Rückenstück in einem Bräter goldbraun anbriet. Bei milder Hitze liess ich die Hühnerteile dann ca. 25 Minuten unter stetem Wenden weiter vor sich hinbrutzeln. In der Zwischenzeit setzte ich geschälte, mehligkochende Kartoffeln in Salzwasser auf, schüttete die gegarten Quellmänner ab und presste sie durch die Kartoffelpresse. Den Kartoffelschnee würzte ich mit Salz und Muskat und rührte süße Sahne, Milch und einige Butterflöckchen darunter. Insgesamt soll eine schlotzige Masse – nicht zu fest, nicht zu flüssig – entstehen, die im heißen Topf bei geschlossenen Deckel und ausgeschalteter Platte prima noch ein wenig auf die weiteren Zutaten warten kann.
In einem kleinen Topf schäumte ich parallel zur Fleischbraterei und Kartoffelkocherei 2 EL Butter auf, rührte 1 EL Mehl hinein und ließ alles sanft helbräunen. Dann schüttete ich 1 Glas Geflügelfond dazu, rührte alles durch und ließ die Flüssigkeit einmal aufkochen, bevor ich den Topf vom Feuer zog und den Inhalt etwas erkalten ließ.
Die fertig gegarten Hühnerteile lagerte ich auf 100° C vorgeheizten Ofen zwischen, entsorgte das Bratfett und gab 1 EL Butter in den Bräter. Dort hinein kamen dann 3 Schalotten in feinen Würfeln, die ich bei heruntergeschalteter Hitze glasig dünstete. Die Zwiebeln löschte ich mit 2 Gläsern Cremant ab und erhöhte die Hitzezufuhr. Nachdem alles einmal aufgewallt war, schüttete ich den Mehlschwitz-Fond unter Rühren an. Warum auch immer dachte ich, dass sich auch noch 2 EL Saure Sahne in der Sauce wohlfühlen würden. Allerdings hinterließ die Sahne leichte Grissel in der Sauce, die weder durch Hitze, noch durch festes Rühren vollends verschwanden. Eine optische Geschichte, geschmacklich passte alles.



Das Püree kam mithilfe von Dessertringen in Form auf den Teller, das Hühnerfleisch dekorativ daneben. Die Sauce goß ich durch ein Haarsieb über das Fleisch; dies filterte die feinen Schalottenstückchen heraus.
Und zum Essen gab es den Rest Prickelwasser im Glas – und dazu ein breites Grinsen über ein vollends gelungenes, geradezu königliches Mahl!

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Normannisches Huhn

Montag, 16. September 2013 10:06

Liebe Andrea,

es lag wohl daran, dass wir vor genau einem Jahr die letzten Urlaubstage in der Normandie genossen. Jedenfalls ergriff mich eine gehörige Portion Fernweh, als ich mir überlegte, wie ich denn nun mein frisch erstandenes Huhn zubereiten solle. Was also lag da näher, sich mit dem Huhn kulinarisch in die Normandie zu bewegen und ein veritables

Poulet Vallée d’Auge

zu kochen. Das Gericht entstand in Anlehnung an ein Rezept aus einem meiner liebsten Kochbüchern und ist nach dam Vallée d’Auge in der Normandie benannt, einer Gegend, die für vor allem für ihre leckeren Äpfel berühmt ist. Nun war es war mal wieder an der Zeit, ein Mahl mit all den leckeren Dingen der Normandie zu kochen: Äpfel, Butter und – natürlich – Sahne.

Das Huhn (hier: ein Fleischhahn von 1,7 Kilo) teilte ich in sieben Stücke und salzte diese. 2 Äpfel, Tendenz säuerlich, schälte und entkernte ich. Darauf wurden diese erst in Scheiben und dann in feine Würfel geschnitten. 2 Schalotten würfelte ich ebenfalls fein und klein.

In einem Bräter erhitze ich nun etwas Öl und bräunte die Hühnerteile bei mittlerer Hitze von allen Seiten schön an. Danach nahm ich das Fleisch heraus, entsorgte das Bratfett, schäumte 2 EL Butter auf, gab die Schalotten und Äpfel hinein und schwitzte alles unter stetem Rühren sanft an. Danach kamen die Hühnterteile wieder in den Bräter und ich übergoß alles mit ca. 4 EL Calvados, den ich entzündete. Nachdem die Flammen erloschen waren, goß ich noch 200 ml Hühnerbrühe an, legte den Deckel drauf und ließ alles bei kleinster Hitze ca. 45 Minuten vor sich hinschmurgeln.

In der Zwischenzeit schnitt ich 200 g braune Champignons blättrig, die ich mit ein wenig Butter in einer Pfanne goldbraun sautierte. Die Pilze nahm ich aus der Pfanne, stellte sie beiseite und bereitete Salzkartoffeln zu. Die fertig gegarten Kartoffeln gab ich mit Butter und frisch gehackter Petersilie in die Pfanne und schwenkte sie bei mitterer Hitze darin.

Das fertig gegarte Huhn nahm ich aus dem Topf und stellte das Fleisch warm. Die Sauce reduzierte ich unter permanentem Rühren bei hoher Hitze, bis diese fast die Konsistenz eines Sirups hatte. Dann goß ich 100 ml Sahne dazu und ließ alles nochmal kurz aufwallen.



Der Rest ist schnell erzählt bzw. ebenso gegessen: Das Huhn mit den Petersilienkartoffeln auf dem Teller anrichten, mit der Sauce übergießen und sich fest vornehmen, spätestens nächstes Jahr wieder in die Normandie zu fahren.

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Viele Zehen machen auch keinen Fuß

Sonntag, 15. Juli 2012 20:04

Liebe Andrea,

es gibt Küchenklassiker, die – rein namentlich – eindeutig mehr versprechen, als sie schlussendlich auf den Teller bringen. Das Poulet aux quarante gousses d’ail, das Huhn mit 40 Knoblauchzehen, ist so ein Fall. Sicher: Allein der Name lässt ehrfürchtig Luft holen – und diese auch nicht mehr Ausatmen, da der bloße Gedanke an 40 Knoblauchzehen automatisch einen Knofi-Atem zu verleihen droht.

Bereits beim Rezepte-Setup jedoch entfuhr mir ein unweigerliches: „Ja wie, ist das alles!?“ Aber wir pimpen unsere Grundvorgaben ja immer ein wenig. Und so kam ich zu meinem

Brathahn mit 40 Knoblauchzehen im Weißweinsud

Einen Fleischhahn von 1,8 kg salzte ich außen und innen und füllte ihn mit allerlei frischem Kraut: Rosmarin, Thymian und Salbei.

Danach wurde der Hahn allseitig bei sanfter Hitze in Olivenöl goldbraun gebraten, kurz aus dem Bräter genommen und dann auf einem Bett von 40 (in Worten: vierzig) Knoblauchzehen seitlich in Position gebracht. Der Knoblauch wird dabei übrigens „en chemise“, also ungeschält, mitgeschmort. Deckel drauf und ab in den auf 180°C vorgeheizten Ofen. Nun folgte ein viertelstündliches Wendemanöver, bis der Hahn auf dem Rücken für weitere 30 Minuten seine endgültige Liegeposition fand. Bei jedem Wenden goss ich ein kleines Glas Weißwein in den Topf hinein, der ansonsten fest verschlossen blieb. Nach dem ersten Wenden fanden auch noch eine handvoll Cocktailtomaten ihren Weg in den Sud.



Am Ende waren das Geflügel durch, der Knoblauch pastös weich und der Sud geschmacklich durchaus passabel. Ein trockener Rosé sowie frisches Baguette rundeten das frankophile Mahl ab, das jetzt keine Sternstunde unserer Analogien war. Aber Knoblauch verliert bei diesem Garmanöver all seinen Schrecken und schmeckt – ohne Reue am Tag danach – einfach nur lecker; vor allem dann, wenn er aus der Schale gedrückt und das Püree aufs Weißbrot gestrichen wird. Ein solides Leckeressen mit Huhn war diese Analogie somit allemal.

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Wochenendtrip nach Nordfrankreich

Sonntag, 26. Februar 2012 11:20

Liebe Andrea,

es war mal wieder Zeit für ein ganzes Huhn. Für einen ausgewachsenen Fleischhahn um genau zu sein. Denn bei der Inspiration für die Wochenendeinkäufe stolperte ich über das Rezept für

Brathähnchen mit Chicorée und Kartoffeln

Das recht bittere Gemüse findet sich doch recht selten auf unserer Speisekarte, geschweige denn auf unserer Kaffeetafel wieder. Zeit also für ein neues Experiment. Und so begab sich unser Huhn – rein geschmacklich gesehen – auf die Reise ins französisch-belgische Grenzgebiet.

Den Fleischhahn von ca. 1,7 kg habe ich erst einmal mit einer Würzpaste inmassiert. Diese Paste bestand aus 3 Knoblauchzehen, Meersalz, Thymian, Pfeffer, Koriandersamen und Olivenöl, alles im Mörser geschmeidig gemacht. In das Innere des Vogels kamen neben der restlichen Paste dann noch 4 Knoblauchzehen, ungeschält und leicht angedrückt, Thymianzweige sowie 1 Zitrone. Die Zitrone habe ich geviertelt und die einzelnen Teile vor dem Verfüllen mehrmals mit einer Gabel eingestochen. Verschlossen habe ich das Geflügel locker mit einem Zahnstocher.
Für den ersten Bratengang bei 180° C kam das Brathähnchen für 20 Minuten seitlich in einem Bräter liegend auf ein unteres Ofengitter.

Währenddessen kochte ich ca. 10 Kartoffeln, festkochend und ungeschält, in mit 1 TL Zucker ergänztem Salzwasser. Das Brathähnchen drehte ich im zweiten Bratengang auf die andere Seite und umlegte es mit den halbroh gekochten Kartoffeln. Nach weiteren 20 Minuten kam der Vogel dann mit der Brust nach oben für weitere 30 Minuten ins Ofenrohr.

15 Minuten vor Garzeitende schob ich in 3 Chicorée-Dolden, in einzelne Blätter aufgeteilt und mit Butterflöcken besetzt, in einer Reine oben in den Ofen. Das Gemüse wurde so weich(er) und wellte sich leicht. Zu guterl Letzt deckte ich Chicorée, Kartoffeln und Brathahn mit Alufolie ab, löschte den Bratensatz aus dem Bräter mit einem Glas Weisswein und kochte alles mit ein wenig Hühnerbrühe bei großer Flamme kräftig ein.



Die Sauce über dem zarten Geflügelfleisch, die Kombination mit dem zartbitteren Gemüse und die lecker Ofenkartoffeln – das war alles in allem mal wieder ein gelungenes Experiment und ein schöner Wochenendtrip.

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