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Backen? Ich liebe Backen!

Mittwoch, 14. April 2021 21:56

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Liebe Andrea,

auch, wenn ich in der letzten Zeit den Backofen immer häufiger für nicht herzhafte Gerichte geradezu missbraucht habe: Hier wird auch noch richtig gekocht und gegessen! Denn beim heutigen Backen-Thema jedoch stehen

Geschmorte Ochsenbacken

im Fokus des Küchenmonolog-Geschehens. Eins dieser richtig großartigen Schmorgerichte, die sich (und vor allem die Sauce) ab einem bestimmten Punkt geradezu von selbst zubereiten. Und einmal mehr stand mir unser geschätzter Claudio des Principe mit einem passenden Rezept dabei hilfreich als Pate zur Seite.

Zuerst einmal muss man gute Ochsenbacken überhaupt finden, das ist gar nicht so einfach. Aber eine Vorbestellung beim Metzger des Vertrauens hat mir knapp 2 kg Backenfleisch beschert. Wenn schon, denn schon. Solch ein Gericht schmeckt aufgewärmt schließlich nochmal so gut!

Das Fleisch habe ich gesalzen, gepfeffert, mit Mehl bestäubt und in einem Bräter bei mittlerer Hitze rundum angebraten. Das braucht schon einmal 10-15 Minuten. Danach nahm ich das Fleisch aus dem Bräter, entsorgte das Bratfett und schwitze in frischem Olivenöl 2 Karotten, 1/2 Sellerieknolle, 2 Zwiebeln und 1 Knoblauchzehe an. Das Gemüse hatte ich vorher grob kleingeschnitten. Dann rührte ich 2 EL Tomatenmark und 1 EL Puderzucker dazu, liess alles leicht karamellisieren und löschte mit 100 ml Marsala ab. Ich liess die Flüssigkeit einkochen und goss nach und nach insgesamt 350 ml Rotwein hinterher, gab dem Wein jedoch immer wieder Zeit ausreichend Zeit zum Eindampfen. Final goss die restlichen 400 ml Rotwein aus der Flasche sowie 500 ml Kalbsfond dazu, legte das Fleisch wieder in den Bräter, gab noch 2 Lorbeerblätter sowie 10 schwarze Pfefferkörner und liess die ganze Chose bei kleinster Flamme und aufgelegtem Deckel knapp 3 Stunden vor sich hinblubbern.

Das fertige Fleisch habe ich erneut aus dem Bräter genommen und warm gestellt. Die Sauce goss ich durch ein feines Haarsieb, gab ein paar Zweige Thymian dazu und liess die Sauce knapp 10 Minuten aufwallen. Nachdem ich die Thymianzweige entfernt hatte, füllte ich die Sauce saucenkellenweise in einen kleinen Topf, liess sie dort bei mittlerer Flamme sirupartig einkochen und goss die nächste Kelle nach. Es folgte nun der Moment aus Claudios Rezept-Beschreibung, auf die ich mich schon drei Tage vor dem Kochen (seit dem erstmalige Lesen des Rezepts) mit Hochspannung gefreut hatte: „Der Duft und die Konsistenz machen einen fast wahnsinnig, und man platzt fast vor Vorfreude.“ Der Mann hat ja soooo Recht!

Final abgeschmeckt habe ich die Sauce mit Salz, Pfeffer und einem wahrlich sehr guten Balsamico-Essig.

Als Beilagen hatte ich neben einen Kartoffel-Pastinaken-Stampf noch ein paar ganz besondere Gemüseteile vorbereitet: In einem Topf schmelzte ich Butter mit einem Schuss Olivenöl und liess darin ein paar halbierte, rote Baby-Chicoree sanft Farbe annehmen. Nach dem Wenden des Chicorees gab ich halbierte Radieschen sowie Fühlingszwiebeln dazu, die ich vom Grün befreit hatte und liess alles sanft braten.

Vom Kartoffelstampf gab ich einen Klecks auf jeden (vorgewärmten) Teller, tunkte Fleischstücke in den reduzierten Jus, verteilte das Gemüse drumherum, goss noch ein etwas Sauce nach und würzte mit Meersalzflocken. Was. Für. Ein. Festessen.

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Chicorée mit Schinkenmantel – très chic!

Samstag, 10. Oktober 2020 15:23

Liebe Andrea,

Wenn der Himmel sich in Wolken hüllt und die Tage im Dauerregen nur so dahinfließen, dann ist man mitten im Herbst von seiner trübsten Seite angekommen. Aber kein Grund, seine Gedanken „dem da draußen“ anzupassen, sondern von innen heraus dagegen anzugehen. Zeit also für jahreszeitlich bedingtes und beeinflusstes Soulfood!

Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und uns einen großen Klassiker fürchterlichster Kindheitserinnerungen auf den Esstisch gestellt. Denn

Gratinierter Chicorée

zählt doch für recht wenige Menschen, klein wie groß, zu den wirklichen Must-Haves beim Abendessen. Auch meine Erinnerungen an das Bittergemüse lagen tendentiell im Bereich von Ohrenschmalz. Aber früher war so viel mehr bitter und zugleich ungenießbar, was später seinen Schrecken verloren hat. Also: ran an das Gemüse!

Ich hatte einen kinderfreien Abend ausgewählt (wir hätten „das“ sowieso nur zu zweit gegessen) und pro Person 2 Chicorée eingeplant. Diese habe ich kurz gewaschen, abgetrocknet und den hinteren Strunk keilförmig so herausgeschnitten, dass die Blätter noch zusammenhielten. In einer Pfanne liess ich 2 EL Butter aufschäumen, legte die Chicoréeblüten hinein und den Deckel auf. Bei niedrigster Hitze liess ich den Chicorée nun für knapp 20 Minuten sanft dünsten.

Derweil zerliess ich in einem anderen Topf 1 EL Butter und rührte mit dem Schneebesen 1 EL Mehl dazu. Bevor die Mehlschwitze Farbe annehmen konnte goss ich 1/2 l Milch an und kochte alles unter Rühren einmal auf. Die nun entstandene Béchamelsauce würzte ich mit reichlich Muskatabrieb, Salz und weißem Pfeffer, final rührte ich noch 50 g Bergkäse (frisch gerieben) dazu.

Die zwischenzeitlich einmal gewendeten Chicoréeblüten waren nun auch fertig. Ich nahm sie aus der Pfanne, wickelte jede Blüte in eine Scheibe gekochten Schinken und platzierte diese Röllchen in einer Auflaufform. Die Béchamelsauce goss ich darüber und bestreute alle generös mit weiterem frischgeriebenen 30 g Bergkäse.

Dann wanderte der Chicorée zum Backen und Gratinieren für 15 Minuten in den auf 250° C vorgeheizten Ofen. Das gold-braune Gratin-Ergebnis servierte ich zusammen mit frisch gekochten Salzkartoffeln und einem kühlen Bier – wenn schon Bitterstoffe, dann auch beim Getränk.
Hätte ich vor einem Spiegel gegessen, hätte ich einen kleinen Jungen gesehen, der den ersten Bissen zaghaft in den Mund nimmt und diesen dann leicht indigniert herunterschluckt. Mit jedem Bissen jedoch wurde ich älter, gewöhnte mich an die am Ende aparte Bitternote und wusste dann wirklich nicht mehr, was mich so lange davon abgehalten hat, auch für mich einmal Chicorée als pures Soulfood zuzubereiten.

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Wochenendtrip nach Nordfrankreich

Sonntag, 26. Februar 2012 11:20

Liebe Andrea,

es war mal wieder Zeit für ein ganzes Huhn. Für einen ausgewachsenen Fleischhahn um genau zu sein. Denn bei der Inspiration für die Wochenendeinkäufe stolperte ich über das Rezept für

Brathähnchen mit Chicorée und Kartoffeln

Das recht bittere Gemüse findet sich doch recht selten auf unserer Speisekarte, geschweige denn auf unserer Kaffeetafel wieder. Zeit also für ein neues Experiment. Und so begab sich unser Huhn – rein geschmacklich gesehen – auf die Reise ins französisch-belgische Grenzgebiet.

Den Fleischhahn von ca. 1,7 kg habe ich erst einmal mit einer Würzpaste inmassiert. Diese Paste bestand aus 3 Knoblauchzehen, Meersalz, Thymian, Pfeffer, Koriandersamen und Olivenöl, alles im Mörser geschmeidig gemacht. In das Innere des Vogels kamen neben der restlichen Paste dann noch 4 Knoblauchzehen, ungeschält und leicht angedrückt, Thymianzweige sowie 1 Zitrone. Die Zitrone habe ich geviertelt und die einzelnen Teile vor dem Verfüllen mehrmals mit einer Gabel eingestochen. Verschlossen habe ich das Geflügel locker mit einem Zahnstocher.
Für den ersten Bratengang bei 180° C kam das Brathähnchen für 20 Minuten seitlich in einem Bräter liegend auf ein unteres Ofengitter.

Währenddessen kochte ich ca. 10 Kartoffeln, festkochend und ungeschält, in mit 1 TL Zucker ergänztem Salzwasser. Das Brathähnchen drehte ich im zweiten Bratengang auf die andere Seite und umlegte es mit den halbroh gekochten Kartoffeln. Nach weiteren 20 Minuten kam der Vogel dann mit der Brust nach oben für weitere 30 Minuten ins Ofenrohr.

15 Minuten vor Garzeitende schob ich in 3 Chicorée-Dolden, in einzelne Blätter aufgeteilt und mit Butterflöcken besetzt, in einer Reine oben in den Ofen. Das Gemüse wurde so weich(er) und wellte sich leicht. Zu guterl Letzt deckte ich Chicorée, Kartoffeln und Brathahn mit Alufolie ab, löschte den Bratensatz aus dem Bräter mit einem Glas Weisswein und kochte alles mit ein wenig Hühnerbrühe bei großer Flamme kräftig ein.



Die Sauce über dem zarten Geflügelfleisch, die Kombination mit dem zartbitteren Gemüse und die lecker Ofenkartoffeln – das war alles in allem mal wieder ein gelungenes Experiment und ein schöner Wochenendtrip.

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Ah, très chic!

Montag, 31. Januar 2011 19:33

Lieber Christoph,

wenn es nicht gerade um Wirsing geht, bin ich immer für Küchenexperimente zu haben. So kam heute ein Gemüse auf den Tisch, das ich bisher nur aus Salaten kannte und dessen bitteren Geschmack ich genau so wenig schätze wie den von Radicchio.

Ein Besuch bei der süddeutschen Verwandtschaft am vergangenen Wochenende brachte allerdings ein Rezept hervor, das mich neugierig machte (und weil’s vegetarisch ist, umso besser):

Chicorée mit würziger Sauce

Für mich allein als Hauptspeise (für zwei Leute taugt die Menge gut als Vorspeise) nahm ich zwei Chicoréeknospen, teilte sie jeweils in zwei Hälften und entfernte kegelförmig etwas von dem Strunk. Die Hälften werden in etwas Olivenöl scharf angebraten und nach ein paar Minuten mit einem EL süßer Sojasauce abgelöscht. Der Chicorée wird dann aus der Pfanne genommen und beiseite gestellt.

Zwei gehackte Schalotten kommen in die Pfanne und werden in ein wenig Wasser gedünstet. Hinzu kommen 1 EL Dijonsenf, 1 Lorbeerblatt, fünf getrocknete Wacholderbeeren und ein paar Rosmarinnadeln. Das ganze wird dann mit einem Becher Sahne aufgegossen und mit 2 EL Tomatenmark verrührt. Nun köchelt die Sauce ein wenig, bis sie dicklich wird und die Gewürze ihr Aroma abgegeben haben. Falls die Sauce zu dick gerät, kann man sie gut mit etwas Milch wieder flüssiger rühren.



Dann habe ich die Sauce durch ein Sieb passiert, wieder in die Pfanne gegeben, den Chicorée darauf gelegt und etwas geriebenen Gouda auf die Knospen gelegt (mein Schwager besteht darauf, dass es Mozzarella sein muss, aber ich hatte leider keine im Haus). Die Pfanne wird mit einem Deckel verschlossen, die Flamme wird kleingedreht. So kann der Käse auf dem Chicorée ein wenig verlaufen.

Die süßliche Sauce passt wunderbar zum Aroma des Chicorée, das jetzt nur noch leicht bitter ist.

Also, vielen Dank, liebe Erdmannhausener, das Experiment ist gelungen und das Ergebnis war äußerst lecker!

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