Beitrags-Archiv für die Kategory 'Monologe Küche'

Ein feiner Feierabend

Montag, 9. Dezember 2013 23:55

Liebe Andrea,

je näher das Weihnachtsfest rückt, desto weniger Zeit bleibt aktuell für ein ausgiebiges Kochen und Schlemmen. Das Gesetz der Geschenkebranche!
Aber hin und wieder braucht es einfach einer kulinarischen Auszeit vom Alltagsstress. Dann muss mal wieder ein richtig handgemachtes und leckeres Essen auf den Tisch- Diesmal war es ein großer Klassiker, nämlich

Ragout Fin

Gefühlt sicher 10 Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal eine Dose mit Fertigpampe geöffnet und verspeist hatte. Doch das, was in der Dose daherkommt, ist meist ein mit Dickungsmitteln und Geschmacksverstärkern verkommener Abklatsch dieser Delikatesse. Höchste Zeit also, die Zubereitung einmal selbst in die Hand zu nehmen.

Allein schon die Zutaten für die Füllung zu besorgen und so ein paar Arbeitsstunden am Adventssamstag zu schwänzen war Luxus pur! Die für dieses Gericht notwendigen Pasteten-Törtchen habe ich mir dann jedoch – allein schon aus Zeitgründen – vorgefertigt besorgt.

Bei der Suche nach einem passablen Rezept wurde ich einmal mehr in der nahezu biblischen Gesamtwerk der Kochgemeinschaft Meuth-Neuner-Duttenhofer fündig. Allerdings fehlten mir hier die aus Kindheitstagen bei diesem Mahl in Erinnerung gebliebenen Pilze.

Die 400 g ausgelöste Hühnerbrust habe ich erst einmal in ca. 0,5 cm große Würfel geschnitten, 1 TL Speisestärke darüber gestreut und die Stärke mit den Händen sanft ins Fleisch einmassiert.

Weitere Schnibbelvorbereitungen waren: 5 braune Champignons, halbiert und in feine Scheiben geschnitten sowie 1 Schalotte, in allerfeinste Würfelform gebracht.
Die Schalotten-Wüfel schwitzte ich in einem Bräter zunächst sanft in 2 EL Butter an, dann gab ich die Hühnerfleisch-Würfel und die Champignons dazu und erhöhte die Hitze. Unter stetem Rühren ließ ich alles ein wenig Farbe annehmen und nahm die Bratmischung mit einer Schöpfkelle aus dem Bräter. Den Bratensatz löschte ich mit 1 Glas Weißwein sowie 300 ml Geflügelfond ab und reduzierte die Flüssigkeit bei hoher Hitze um die Hälfte. Während ich Kerbel von seinen Stielen zupfte und kleinschnitt, kochte ich die abgeernteten Stängel gleich mit im Sud.
Später nahm ich die Kerbelstiele raus, dann gab ich 100 ml Crème Fraiche, eine kleine Dose feiner Erbsen (nebst Saft) sowie die Fleisch-Mischung in den Topf und ließ alles nochmals kurz aufwallen.

Abgeschmeckt habe ich mit ordentlich Cayenne-Pfeffer, Muskatnuss, dem Saft einer Zitrone, den kleingeschnittenem Kerbel (ein paar Garnituren-Blätter hob ich mir auf) und Worcester-Sauce. Gibt es eigentlich irgendeinen besseren Verwendungszweck für die „Wooster-Sauce“ als Ragout Fin!?
Zum Ende der Kochzeit gab ich den keingeschnittenen Kerbel sowie noch mit 50 g Crème Fraiche verquirltes Eigelb in den Topf, dessen Inhalt ich erhitzte, ohne ihn jedoch nochmals aufzukochen.



Die fertig gekauften Pastetchen waren mittlerweile im Ofen aufgebacken und konnten nun großzügig mit dem Ragout befüllt werden. Ein wenig Deko-Kerbel dazu und fertig war ein recht fixes und vor allem wohl verdientes und feines Feierabendgericht.

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Prinzessinnennudeln – Pasta, meine Pasta (22)

Montag, 18. November 2013 22:40

Liebe Andrea,

das Briefing der Tochter zum Abendessen war knapp und präzise: Nudeln. Und Sahnesauce. Dennoch fragte ich vorsichtig nach: Mit Schinken? Nein! Mit Speck? Nein!! Mit Erbsen? Waaas???
So also machte ich mich an die – wahrlich abgespeckte – Basisversion eines Nudelgerichtes:

Nudeln mit Käse-Sahnesauce

Denn: Käse, das weiß ich aus Erfahrung, geht immer. Zuerst jedoch würfelte ich 1 Zwiebel klein und schwitze diese in 1 EL Butter sanft an. Dazu goß ich dann 200 ml süße Sahne, würzte mit ein wenig Muskatnuss und ließ alles einmal aufwallen. In der Zwischenzeit hatte ich ca. 50 g Parmesankäse frisch gerieben, den ich nun portionsweise in die Sauce zum Schmelzen gab und schmeckte mit zwei Prisen Meersalz ab. Mir hätte die Sauce so schon gut geschmeckt. Doch hatte der Parmesan dem Ganzen eine etwas kräftige Note verliehen. Diese schwächte ich durch 4 EL Ricotta ab, die ich mit dem Schneebesen unter die Sauce rührte. Die Konsistenz war leicht dickflüssig, ein wenig mehr und hier hätte ein wenig gesalzenes Nudelwasser Abhilfe schaffen können. Aber geschmacklich war die Sauce jetzt perfekt und die Nudeln zeitgleich al dente gekocht.



Ab auf den Teller mit Pasta und Sauce und schnell serviert. Alles wurde ohne Murren gegessen. Kommentarlos. Nicht gemeckert ist schließlich auch bei den hohen Damen gelobt genug. Und genug Material für einen weiteren Personalteller war dann auch noch da. Ende gut, alles gut!

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Nachhaltig nachgeflüstert

Samstag, 2. November 2013 11:55

Liebe Andrea,

das perfekte Dinner hat uns ja einen Blick über den analogen Tellerrand beschert. Und so freue ich mich immer wieder, wenn Britta vom Blog Glasgeflüster mal wieder etwas flüstert, was meinen Appetit nachhaltig anregt. Erst kürzlich war es wieder soweit, als mir ein Post über eine Spitzkohl-Pfanne das Wasser im Munde zusammenlaufen liess. Der Hunger war schnell so groß, dass ich auf dem Weg nach Hause noch schnell die noch fehlenden Zutaten besorgte um meine Version vom

Spitzkohl mit Hackfleisch-Käse-Sauce

zuzubereiten. Ein um die grünen Blätter gerupfter halber Spitzkohl lag nämlich noch im Gemüsefach unseres Kühlschranks. Somit brauchte es nur noch 400 g gemischtes Hackfleisch und 200 g Kräuter-Rahmkäse.
Daheim schnibbelte ich den Kohl in Streifen und würfelte 1 Zwiebel klein. Vorwiegend festkochende Kartoffeln schälte ich und setzte diese in Salzwasser auf. Ein kleiner Brokkoli wäre sonst viel zu allein im Gemüsefach geblieben und bekam – allein schon der Farbe wegen – auch noch seinen Einsatz in unserem Mahl.
Nachdem ich das Hackfleisch in Olivenöl krümelig gebraten hatte kamen die Zwiebelwürfel dazu, kurze Zeit später der Spitzkohl. Nach etwa fünf Minuten Schmurgelei unter Rühren gab ich den Rahmkäse mit 100 ml Milch dazu und würzte mit Salz, Pfeffer und 1 TL gemörsertem Kümmel. Bei moderaten Hitze ließ ich den Käse schmelzen und so eine veritable Sauce entstehen.
Den in seine Röschen geteilten Brokkoli hatte ich im Dampf des Kartoffelwasser bissfest gegart und in Eiswasser abgeschreckt. Die grünen Brokkoli-Röschen gab ich lediglich zum Aufwärmen in die Spitzkohl-Hack-Sauce und schmeckte final mit ein wenig Muskatnuss ab.



Die fertig gegarten Kartoffeln gaben den Startschuss für’s Essen. Das war so lecker, wie Britta berichtet hatte. Und da es auch hier nun abends schön kalt war, hatten wir das perfekte Abendessen, um der Witterung kulinarisch deutlich eins entgegenzusetzen.

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Wenn Muscheln rot werden

Donnerstag, 31. Oktober 2013 18:48

Liebe Andrea,

als Rheinländer sorgt man in der Diaspora immer wieder für Verblüffung, wenn man von Muscheln Rheinischer Art erzählt. Tendenziell gehen die Münder hier sogar so weit wie gare Muscheln auf, wenn man berichtet, dass Muscheln gerade in der Winterzeit in vielen Kölner Kneipen zum kulinarischen Standard zählen.

Bisher habe ich, wenn es denn mal Muscheln am bayerischen Untermain gab, diese immer nach alter Brauväter Sitte zubereitet. Nun war aber mal was Neues dran; ich lebe zwar (aus kölscher Sicht) eher in der Provinz, das heißt aber nicht, dass nicht auch hier Veränderungen auf dem Speiseplan möglich wären.

So gab es sie nun also endlich mal, meine

Miesmuscheln im Tomatensud

Pro Person sollte man mit 1 kg Miesmuscheln rechnen. Die Muscheln spülte ich unter kaltem Wasser ab, zupfte etwaig herausschauende Bärte ab und sortierte jene Muscheln aus, deren Schale sich partout nicht mehr schließen mochte.

Als nächstes schälte ich 3 Zwiebeln, halbierte diese und schnitt sie in nicht zu dünne Ringe. Die Zwiebeln schwitzte ich mit 3 Knoblauchzehen, ebenfalls geschält, halbiert und in kleine Stücke geschnitten, sanft in ausreichend Olivenöl an. Dann folgten 3 EL Tomatenmark, das ich kurz mitröstete. Ich löschte alles mit 100 ml Weißwein ab, ließ den Wein einmal kurz aufwallen und gab darauf 1 Dose Tomatenstücke in den Topf.

Ich hatte auch noch ein halbes Glas Krustentierfond; bevor dieser weiter unnütz herumstand kam er ebenfalls mit in den Sud. Zur weiteren Würze gab ich 8 Pfefferkörner, ein wenig Zucker und etwas mehr Meersalz hinein. Als die Flüssigkeit wieder ihren Siedepunkt erreicht hatte kamen die Muscheln in den Topf und der Deckel oben drauf. Zehn Minuten und gelegentliches Topfrütteln später waren die Muscheln gegart.



Trotz dieser mediterranen Muschelvariante wollten wir nicht auf unsere Lieblings-Muschel-Beilage – ein wenig Tradition muss sein – verzichten: Schwarzbrot mit Salzbutter und frisch geschnittener Schnittlauch. Vielleicht macht beim nächsten Mal ja Baguette als Beilage das Rennen, denn nachdem die Muscheln verspeist waren gab es ein vorzügliches Muschel-Tomaten-Sösßchen als zweiten Teil dieser erwärmenden, progressiv radikalen Hauptspeise. Und dies lässt sich mit Stangenweißbrot definitiv besser auftunken

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My papa was a rolling … noodle?

Dienstag, 29. Oktober 2013 17:47

Lieber Christoph,

ich weiß nicht, wer sich immer diese Welt-Irgendwas-Tage ausdenkt. Und frage mich, ob es einen Welt-Pastatag braucht, wo wir Pasta doch jeden Tag essen könnten! Huldigen wir ihr trotzdem mit etwas Besonderem.

Für einen

Rotolo ripieno

habe ich zunächst einen Pastateig nach altbewährter Methode hergestellt. Ich nahm allerdings nur das halbe Rezept, also 200 g Mehl, 2 Eigelb, 1 ganzes Ei und etwas Olivenöl sowie Salz. Während ich den Teig knetete und knetete und knetete usw. habe ich mich gefragt, warum man das eigentlich nicht mit Hilfe der Küchenmaschine machen soll. Der Muskelkater in meinen Oberarmen am nächsten Tag meinte jedenfalls, ich solle das beim nächsten Mal ruhig ausprobieren.

Der Teig ruhte im Kühlschrank und ich hatte Zeit, die Füllungen vorzubereiten.

Für die Spinatfüllung habe ich 1 Schalotte gewürfelt und 1 Knoblauchzehe gepresst. Diese ließ ich in etwas Olivenöl leicht andünsten, bevor ich 250 g Blattspinat (TK) dazugab, sowie Salz, Pfeffer und etwas frisch geriebene Muskatnuss. Den dann aufgetauten Spinat ließ ich etwas abkühlen, bevor ich 200 g Frischkäse untermischte (Eigentlich hätte es Ricotta werden sollen, aber der war leider nicht zu bekommen).

Die andere Füllung bestand aus 2 geschälten Tomaten und 1 Kugel Büffelmozzarella. Hinterher stellte sich wohl heraus, dass zwei Kugeln Käse die bessere Wahl gewesen wären, denn der Rotolo war so doch arg instabil. Tomaten und Käse habe ich nur mit etwas Salz und Pfeffer gewürzt. Und wenn ich es nicht vergessen hätte, hätte ich noch eine Handvoll gehackten Rucola dazugegeben, der musste dann später eben auf die fertigen Pastascheiben gestreut werden.

Den Pastateig habe ich dann in zwei Portionen geteilt und vermittels eines Nudelholzes und ausreichend Mehl auf der Arbeitsfläche so dünn ausgerollt, dass man fast die Zeitung dadurch hätte lesen können. Dann breitete ich ein Moltontuch aus, gab den Teig darauf und schließlich die Füllung. Ich ließ einen Rand von ca. 1 cm Breite, den ich mit etwas Wasser befeuchtete und rollte dann Teig und Füllung zu einer Wurst. Nachdem ich das Moltontuch mit Küchengarn wie ein Bonbon fest verschlossen hatte, gab ich beide Rollen für ca. 30 Minuten in leicht kochendes Salzwasser (wie gut, dass ein sehr großer Topf im Haus ist!).

 

Die fertig gekochten Rollen habe ich etwas abkühlen lassen und dann in Scheiben aufgeschnitten. Zu der Tomatenrolle kamen besagter Rucola und etwas Balsamicocreme, zu der Spinatrolle hatte ich etwas geklärte Butter auf den Teller gegeben.

 Insgesamt ein Riesenaufwand, der sich geschmacklich allerdings mehr als gelohnt hat, so lecker war das!

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Rinderfilet mit Reis und Seele

Dienstag, 22. Oktober 2013 8:19

Liebe Andrea,

der Begriff Soulfood wird beizeiten etwas überstrapaziert, ist doch jeder bestrebt, sein Mahl als etwas ganz besonderes herauszustellen. Für mich zeichnet eine Mahlzeit für die Seele vor allem aus, dass sie in überschaubarer Zeit zubereitet ist. Schließlich will man die geschundene Seele ja so schnell wie möglich trösten. Ideal gelingt mir dies immer wieder mit einer Eigen-Variante des

Filet Stroganoff

Wurden dafür ehemals lediglich die zum Steak-Braten weniger geeigneten Filetspitzen verwendet, so habe ich hier zum ganzen Stück Fleisch gegriffen; pro Person darf man getrost 250 bis 300 g Fleisch einplanen.
Das Rinderfilet, gutes (!) Roastbeef eignet sich übrigens auch hervorragend, habe ich erst in fingerdicke Scheiben, dann in Streifen geschnitten, portionsweise scharf mit ausreichend Öl im Bräter angebraten und herausgenommen. Idealerweise soll das Fleisch innen noch rot sein. Im Bratensatz bräunte ich dann bei weniger Hitze 5 braune Champignons (in Scheiben) und 1 Zwiebel (in Würfeln) an. Dazu gab ich dann noch einen Klecks Butter. Als nächstes kamen eine handvoll klein gewürfelter Cornichons in den Brattopf, gefolgt von ca. 150 ml Fond (Demi Glace). In die sich reduzierende Flüssigkeit gab ich dann noch 1 EL Senf und 100 g Creme Fraiche.



Alsbald die Sauce eine cremig-kompakte Konsistenz bekam, gab ich das Fleisch nebst Saft zurück in den Bräter. Aber nur zum Aufwärmen und sofortigen Servieren.
Als Beilage gab es den Ofen-Reis nach alt-bekanntem Analogrezept und die Erkenntnis, dass nicht nur das Auge, sondern auch die Seele mit großem Appetit mitessen kann.

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Bewährungs-Probe für den Kürbis

Sonntag, 20. Oktober 2013 20:02

Liebe Andrea,

Kürbisse poppen derzeit gefühlt an jeder Ecke auf – ist ja schließlich nun auch Hochsaison für die Kürbisgewächse. Nachdem ich letztens ein eher durchwachsenes Ergbenis von paniertem und gebratenem Butterkürbis hatte folgte nun ein weiteres Versuch der Annäherung von mir und dem Kürbis:

Gekräuterte Kürbisspalten aus dem Ofen

Mein nicht näher erklärbares Misstrauen dem Kürbis gegenüber schlug sich darin nieder, dass ich neben den Schnitzen eines Hokkaido-Kürbisses auch noch die Spalten von 4 Kartoffeln in eine Reine legte und mit Olivenöl, Kräutern der Provence, schwarzem Pfeffer und Meersalz vermengte. Weniger Misstrauen, sondern eher der gefüllte Kühlschrank führten dazu, dass ich das Ofengemüse zusammen mit einem ordentlichen Rumpsteak zubereitete.



Kürbis- und Kartoffelspalten gab ich in bereits erwähnter Reine für ca. 40 Minuten in den auf 170° C vorgeheizten Backofen. Danach waren der Kürbis weich und die Kartoffeln durchgegart. Zwiebeln hätten sicher auch noch gut dazu gepasst; die kommen beim nächsten Mal zum Einsatz.
Das begleitende Steak jedoch hatte auch was. Kurz: Lecker war’s!

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Sonntägliche Küchenexperimente

Sonntag, 13. Oktober 2013 20:20

Lieber Christoph,

ich hatte wieder einmal eine Gemüsekiste von meinem Nachbarn geerbt. Und so platzte das Gemüsefach aus allen Nähten. Doch was tun mit all diesen Sachen, von denen ich eine noch nie gegessen hatte, nämlich – wer hätte das gedacht – den Chinakohl?

Zig Kochbücher hätte ich wälzen können, aber dazu fehlte mir die Lust. Also legte ich mir den ganzen Gemüsehaufen zurecht und überlegte, was ich daraus machen könnte.

Heraus kamen

Namenlose Röllchen

mir ist nämlich noch keine gescheite Bezeichnung für dieses „aus der Lameng“ entstandene Rezept eingefallen.

Als erstes schälte und würfelte ich 1 Süßkartoffel, die ich in Salzwasser kochte und mit etwas Butter zu einem Püree verarbeitete. Danach schnitt ich die Enden von 1 großen Bund Lauchzwiebeln in Ringe und schwitzte diese zusammen mit 1 gepressten Knoblauchzehe und 1 in Ringe geschnittenen Chilischote (mild) in etwas Olivenöl an. Ca. 1 Kilo Tomaten habe ich grob gestückelt und mit etwas Salz aufkochen lassen, so dass sie weich werden konnten. Die Tomaten habe ich dann durch ein Haarsieb passiert und zu der Zwiebelmischung in die Pfanne gegeben.

3 Möhren von der Sorte Purple Haze habe ich für einige Minuten gedämpft, damit sie etwas weicher wurden und habe sie in die Sauce gegeben, die ich mit ordentlich Salz und Pfeffer abschmeckte.



Dann habe ich die äußeren Blätter von 1 Chinakohl kurz in kochendem Salzwasser blanchiert und mit jedes Blatt mit einem Esslöffel von dem Süßkartoffelpüree belegt. Im TK fand sich noch ein Stück Seelachs, das ich kurz unter fließendem heißen Wasser antaute, in Stücke schnitt und mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft würzte. Die Fischstücke gab ich auf das Süßkartoffelpüree und rollte die gefüllten Chinakohlblätter zusammen. Diese legte ich schließlich auf die Tomaten-Gemüse-Sauce, die ich vorher einmal hatte aufkochen lassen und ließ die Röllchen bei geringer Hitze unterm Deckel garziehen.

Was soll ich sagen? Das hat geklappt. Die namenlosen Röllchen waren wirklich sehr lecker, wenn auch sehr aufwendig.

Wie gut, dass unsere Leser nie die Spülberge zu sehen bekommen.

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Freundliche Steinpilze – Pasta, meine Pasta (21)

Samstag, 5. Oktober 2013 14:55

Liebe Andrea,

diese Woche bekam ich von meinem lieben Freund Luigi und seiner Frau Dominique ein Körbchen Steinpilze geschenkt. Ob selbstgeüflückt oder selbstgekauft – das war bei diesen Pilz-Prachtexemplaren nebensächlich, die Geste war so wunderschön. Und lecker. Ich finde, Steinpilze harmonieren ganz prima mit Steak. Oder aber mit Pasta. Die hatte ich vorrätig, somit gab’s

Tagliatelle al porcini

Die Steinpilze waren bereits auf’s Vortrefflichste geputzt, somit gab es eigentlich keinen Grund, daran noch groß rumzuschnibbeln oder -zubürsten.
Die Pilze schnitt ich der Länge nach in nicht zu dünne Scheiben, die ganz großen Exemplare teilte ich nochmals mittig.
Es geht auch ohne, aber ein wenig Speck macht sich ganz prima zu den Steinpilzen. So gab ich zuerst 50 g Speckwürfel in die Pfanne und ließ diese bei höherer Flamme mit ein wenig Olivenöl Farbe annehmen. Dann kamen die Pilze hinterher und bräunten mit. Als ich 2 kleingewürfelte Schalotten dazugab reduzierte ich die Hitze und schüttete nach ein paar Minuten Hühnerbrühe an.
Ich würzte noch mit Pfeffer, kleingeschnittener Petersilie, Rosmarin, Thymian und ein wenig Salz nach. Dann liess ich Pilzpfanne sanft vor sich hinschmurgeln und setzte die Nudeln auf.

Die Tagliatelle – frische Pasta wäre diesen sagenhaften Pilzen gegenüber sicher huldvoller gewesen – kochte ich in Salzwasser nahezu al dente, goss sie ab und mischte die Nudeln in der Pfanne mit dem Pilzsugo.



Aufgedreht, auf dem Teller plaziert und mit nochmals Petersilie aufgehübscht saßen wir zufrieden am Tisch und freuten uns über die schönen Dinge, die der Herbst und liebe Freunde für einen so bereithalten.

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Royales Huhn

Montag, 23. September 2013 22:55

Liebe Andrea,

am vergangenen Wochenende hatten wir endlich einmal wieder Zeit und Muße für einen ausgiebigen Marktbummel über den Erzeugermarkt auf der Frankfurter Konstablerwache. Das Schöne an diesem Markt im Speziellen ist: Dort dürfen die Marktbeschicker nur Waren feilbieten, die sie auch selber produziert haben. Es gibt dort folglich keine Bananen oder Kiwis. Aber dafür eine ganze Fülle leckerer und gesunder Dinge aus der Region.
Auch, wenn ich komplett für kommenden Wochen hätte einkaufen können, besorgte ich erst einmal etwas für diesen Wochenanfang. Und das nachweislich ehemals glückliche und freilaufende Maishuhn sollte etwas ganz Besonderes werden. Was lag da also näher als ein

Hähnchen im Champagner

Natürlich verhält es sich bei diesem Gericht so, wie mit der Mär des Champagner-Bades: Meist wird nur ein wenig Champagner in das Badewasser geschüttet (ein reines Champagner-Bad würde durch die Haut eingeatmet und zu argen gesundheitlichen Problemen führen) oder der Champagner gleich durch ein Derivat ersetzt. Im vorliegenden Fall griff ich zu einem wunderbaren Cremant, der dem einen oder andern Hausgast aus jüngerer Vergangenheit noch bekannt sein sollte…

Das Huhn mit 1,7 kg teilte ich zuerst einmal in sieben Stücke, die ich salzte und bis auf das Rückenstück in einem Bräter goldbraun anbriet. Bei milder Hitze liess ich die Hühnerteile dann ca. 25 Minuten unter stetem Wenden weiter vor sich hinbrutzeln. In der Zwischenzeit setzte ich geschälte, mehligkochende Kartoffeln in Salzwasser auf, schüttete die gegarten Quellmänner ab und presste sie durch die Kartoffelpresse. Den Kartoffelschnee würzte ich mit Salz und Muskat und rührte süße Sahne, Milch und einige Butterflöckchen darunter. Insgesamt soll eine schlotzige Masse – nicht zu fest, nicht zu flüssig – entstehen, die im heißen Topf bei geschlossenen Deckel und ausgeschalteter Platte prima noch ein wenig auf die weiteren Zutaten warten kann.
In einem kleinen Topf schäumte ich parallel zur Fleischbraterei und Kartoffelkocherei 2 EL Butter auf, rührte 1 EL Mehl hinein und ließ alles sanft helbräunen. Dann schüttete ich 1 Glas Geflügelfond dazu, rührte alles durch und ließ die Flüssigkeit einmal aufkochen, bevor ich den Topf vom Feuer zog und den Inhalt etwas erkalten ließ.
Die fertig gegarten Hühnerteile lagerte ich auf 100° C vorgeheizten Ofen zwischen, entsorgte das Bratfett und gab 1 EL Butter in den Bräter. Dort hinein kamen dann 3 Schalotten in feinen Würfeln, die ich bei heruntergeschalteter Hitze glasig dünstete. Die Zwiebeln löschte ich mit 2 Gläsern Cremant ab und erhöhte die Hitzezufuhr. Nachdem alles einmal aufgewallt war, schüttete ich den Mehlschwitz-Fond unter Rühren an. Warum auch immer dachte ich, dass sich auch noch 2 EL Saure Sahne in der Sauce wohlfühlen würden. Allerdings hinterließ die Sahne leichte Grissel in der Sauce, die weder durch Hitze, noch durch festes Rühren vollends verschwanden. Eine optische Geschichte, geschmacklich passte alles.



Das Püree kam mithilfe von Dessertringen in Form auf den Teller, das Hühnerfleisch dekorativ daneben. Die Sauce goß ich durch ein Haarsieb über das Fleisch; dies filterte die feinen Schalottenstückchen heraus.
Und zum Essen gab es den Rest Prickelwasser im Glas – und dazu ein breites Grinsen über ein vollends gelungenes, geradezu königliches Mahl!

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