Eine Knollennase kommt selten allein

Sonntag, 1. Mai 2011 19:42

Liebe Andrea,

als ich noch in Köln wohnte, gab es für mich in Sachen Kartoffelsalat auch keine Steigerung als die mayonnaise-lastige Version von Muttern. Je weiter ich jedoch von Köln wegzog, desto mehr öffnete ich mich neuer Varianten; allein fertigen Kartoffelsalat im Supermarkt zu kaufen habe ich nie über Herz gebracht.

In Frankfurt habe ich sogar einmal mit einem lieben Menschen, einem Koch aus dem Schwäbischen, einen Kartoffelsalat-Contest veranstaltet. Und das heimische Mama-Rezept aus dem Rheinland war der lauwarmen Schwaben-Lösung um Längen unterlegen. Seitdem konzentriere ich mich bei der Herstellung von Kartoffelsalat darauf, Mayonnaise wegzulassen und mit Brühe den rechten Schlotz zu erreichen.
Nach meiner letzten Exkursion ins „Heilige Ländle“ mag ich meinen Kartoffelsalat jedoch nur mit der Einschränkung:

Schwäbischer Kartoffelsalat mit Touristenvisum
bezeichnen. Ich habe einmal gelesen, dass zu vermählende Mädels in Schwaben ihren zukünftigen Schwiegermüttern erst einmal durch die Zubereitung eines Kartoffelsalates ihre Heiratsfähigkeit unter Beweis stellen mussten. Da ich durch die spontane analoge Küche nicht alle meine bevorzugten Grundzutaten im Hause hatte musste ich heute etwas improvisieren.
Anstatt der empfohlenen festkochenden Kartoffeln hatte ich nur vorwiegend festkochende Quellmänner zu Hand, von denen ich ca. 1 kg in der Schale in reichlich Salzwasser kochte. Währenddessen schnitt ich ca. 100 g Räucherspeck in grobe Stifte und 1 Zwiebel in feinste Würfel. Den Speck habe ich mit ca. 2 EL Olivenöl in der Pfanne kross gebraten, die Zwiebelwürfel erst einmal beiseite gestellt. Nach knapp 25 Minuten waren die Kartoffeln gar, wurden abgeschüttet und dürfen erst einmal etwas ausdampfen. Danach halbierte ich die Kartoffeln, pellte sie, schnitt sie in (nicht zu dünne, nicht zu dicke) Streifen und gab sie in eine Schüssel. Dazu kamen dann die rohen Zwiebelwürfel und die krossen Speckstifte. In einem weiteren Topf hatte ich derweil ca. 200 ml Instant-Brühe erhitzt und mit 1 großen EL Senf verrührt. Dieses Gemisch habe ich nun neben 3 EL Rotweinessig schöppchenweise zu den Kartoffeln gegeben und diesen immer wieder Zeit gegeben, sich der Flüssigkeit anzunehmen. Zu guter Letzt kam dann noch Schnittlauch dazu, den frisch gemahlenen Pfeffer habe ich aufgrund des Heißhungers unserer Tochter erst einmal weggelassen.



Eigentlich reicht der Kartoffelsalat für sich als vollwertige Mahlzeit. Aus regionaler Nähe, einem gefüllten Vorratsschrank und der geschmacklichen Abrundung heraus gab’s bei uns jedoch dann noch Original Frankfurter Würstchen mit dazu.

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Datum: Sonntag, 1. Mai 2011 19:42
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3 Kommentare

  1. 1

    hallo!

    ich koche gerne die zwiebeln noch etwas in der brühe mit, dann sind sie „verträglicher“.
    anschließend dicke ich die brühe noch mit einem hauch speisestärke an, dann wirds „schlotziger“.
    man, jetzt habe ich hunger.

  2. 2

    Liebe Petra,
    dass mit den Zwiebeln in der Brühe blanchieren hatte ich auch schon gelesen, vor allem auch wegen der Haltbarkeit (keine Chance jedoch für unseren Kartoffelsalat, diesen Tag zu überstehen). Meine Zwiebel war jedoch eine ganz milde und durch die rohen Mini-Würfel bekam die ganze Sache dann noch etwas mehr Biss.

  3. 3

    hallo,

    hier gibt es den kartoffelsalat ja auch immer schwäbisch, statt speck kommen aber bei uns noch ordentlich viele kleingewürfelte cornichons rein, und dementsprechend wird auch der essig durch gurkenwasser ersetzt. ich finde übrigens, dass der salat ne weile durchziehen und matschig werden muss, am besten über nacht, damit er „richtig“ schmeckt.

    eine schwäbische geschichte über den kartoffelsalat: auf dem totenbett versucht die familie, der dahinscheidenden oma das rezept ihres in der ganzen gegend berühmten kartoffelsalats zu entlocken. nach vielem hin und her gibt sie es dann preis: „i hab halt immer a bissle z’wenig gmacht“…

    es winkt: jule