Tapas, die einem spanisch vorkommen

Mittwoch, 9. Februar 2011 14:27

Liebe Andrea,

ich finde, dass wir, was die holländische Küche betrifft, allzu selten unbefangen und frei gängiger Klischees urteilen. Sicher: vom Gefühl wird in Holland alles frittiert, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Und da die holländischen Wälder nicht gerade ausgeprägt (und damit nicht immer Bäume in Fluchtnähe) sind, wird dort eben viel frittiert.

Wie trist jedoch sähe ein verlängertes Wochenende an der holländischen Nordseeküste ohne eine einzig frittierte Zwischenmahlzeit aus!?

Klassiker der holländischen Frittierkunst sind neben den Pommes die Frikandel und Kroketten jeder Art. Wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, was dort neben dem einen oder anderen Geschmacksverstärker hineinpüriert wurde, schmecken die Dinger sogar ganz passabel. Im salzluftigen Reizklima der Küste allemal.

Aber eigentlich hat mich ja der Versuch, eine spanische Tapas-Spezialität herzustellen, auf meinen Exkurs nach Holland gebracht. Denn die

Croquetas de Pollo

nach spanischem Originalrezept weckten bei meinem Geschmacksnerven eher viele schöne Erinnerungen an Kurzurlaube in Holland. Ein spannendes Experiment, sich auf die Spuren selbstgemachten Fast-Foods zu begeben und dabei die verwendeten Zutaten unter voller Kontrolle zu haben. Eins vorneweg: die Dinger sind lecker, schmecken aber sicher noch besser, wenn sie in Begleitung von diversen anderen Tapas auftreten und eignen sich so eher für einen ausgedehnten Tapas-Abend, denn für den situativen Einzelsnack.

Zuerst habe ich 2 Hühnerbrüste mit Salz und Pfeffer gewürzt und von jeder Seite ca. 10 Minuten in der Pfanne angebraten. Danach habe ich das Fleisch abkühlen lassen und mit 2 EL Butter, 3 EL Mehl und 3/8 l Milch eine mit ordentlich Muskat, Salz und Pfeffer gewürzte Bechamel-Sauce hergestellt, die nicht zu dünnflüssig geraten sollte. Dann wird das Hühnerfleisch mit 1 Ei und 1 Eigelb im Mixer zu einer geschmeidigen Masse püriert und mit der Bechamel-Sauce zu einem homogenen Brei verarbeitet. Diese Masse danach erst einmal kühl zu stellen hilft bei der späteren Verarbeitung weiter, da der Werkstoff dadurch etwas fester und formbarer wird. Mein Rezeptvorschlag sah nämlich vor, aus der Fleischmasse kleine Bällchen zu formen, diese erst in verkleppertem Ei und dann in Semmelbröseln zu wenden, bevor die so entstandenen Kroketten im heißen Fett frittiert – bzw. weniger fetttriefend ausgedrückt: ausgebacken – werden.

Unter meine Fleischmasse habe ich aber nochmals ordentlich Semmelbrösel beigemischt, damit sie einigermaßen stabil wurde und nicht gleich im heißen Fett auseinanderfloss.



Am Ende stand ich zwar mit einigermaßen präsentablen Hühnerfleischbällchen, jedoch so ganz ohne Sauce da. Der Griff in den Kühlschrank versüß-sauerte mir den Geschmack mit einer asiatischen Fertigsauce (aber einen weiteren Schwenk in die fernöstliche Länderküche erspare ich Dir an dieser Stelle).

Fazit: heiß, lecker, perfekt zum Bier und wahrscheinlich ideal als Bestandteil einer ordentlichen Tapas-Tafel – ob nun mit oder ohne holländische Snackfähnchen oben drauf.

Autor:
Datum: Mittwoch, 9. Februar 2011 14:27
Trackback: Trackback-URL Themengebiet: Analoge Küche

Feed zum Beitrag: RSS 2.0 Kommentare und Pings geschlossen.

Keine weiteren Kommentare möglich.